Keil, Harry
Am 10. April 1899 kam Harry Keil in Bochum-Langendreer zur Welt. Seine Eltern, Eduard und Martha Keil, geborene Itzig, stammten aus Posen und hatten noch drei weitere Söhne: Herbert (geboren 1901), Arno (geboren 1905) und Justus Marcel (geboren 1906). Der Sohn Arno verstarb 1906 als Baby.
Sein Vater Eduard Keil hatte am 5. August 1898 in Langendreer die Firma „Eduard Keil & Co“ ins Handelsregister eintragen lassen. Gesellschafter des Warenhauses waren sein Vater sowie Benjamin Itzig, der vermutlich ein Bruder seiner Mutter Martha war. Harry Keil wohnte mit seiner Familie in der Kaiserstraße 186 in Langendreer. Dort befand sich auch das Kaufhaus und weitere (jüdische) Geschäftshäuser. Harry Keil erhielt eine kaufmännische Ausbildung. Möglicherweise arbeitete er auch im elterlichen Warenhaus. 1899 wurde das Warenhaus Keil zusammen mit anderen Geschäften in Bochum in der Presse kritisiert, dass sie Angebote und Verkaufsgespräche in polnischer Sprache abwickeln würden. Am 5. April 1920 verstarb sein Vater Eduard Keil in Langendreer. Das Warenhaus der Familie wurde nach dem Tod des Vaters nicht lange weitergeführt, sondern an die Firma „Gebr. Alsberg“ verkauft. Am 22. September 1923 wurde der alte Name aus dem Handelsregister gelöscht.
Harry Keil heiratete Käthe Rosenthal. Seine Frau war am 20. November 1889 in Werl zur Welt gekommen. 1933 lebte Harry Keil mit seiner Frau in Duisburg und kurze Zeit in Köln. Am 26. Oktober 1935 zog das Paar nach Düsseldorf. Hier bezogen sie eine Wohnung in der Karl-Anton-Straße 2. Zu dieser Zeit zog auch sein Bruder Herbert Keil aus Saarbrücken nach Düsseldorf. Er emigrierte im August 1936 in das damalige Palästina (Israel). Auch sein jüngster Bruder Justus Keil verließ Deutschland. Er lebte später in den USA. Ob auch Harry Keil über ein Verlassen Deutschlands nachdachte ist nicht bekannt.
Ob Harry Keil und seine Frau im Zuge des Pogroms 1938 überfallen wurden, ist leider auch nicht bekannt. Belegt sind allerdings Überfälle auf jüdischen Familien im Nachbarhaus Karl-Anton-Straße 11. Daher ist ein Überfall durchaus möglich. Seine verwitwete Mutter Martha Keil wohnte zu dieser Zeit auch schon in Düsseldorf. Gemeldet war sie zunächst in der Klosterstraße 34. Am 2. Januar 1940 zog sie in die Germaniastraße 28. Am 4. November 1940 zog sie schließlich nach Wuppertal in das dortige Altersheim der Jüdischen Gemeinde. Am 4. April 1941 verstarb seine 73-jährige Mutter dort. Sie wurde in Düsseldorf auf dem jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße begraben.
Am 3. Juni 1941 zog Harry Keil mit seiner Frau in das Haus Graf-Recke-Straße 21. Hier wohnten viele jüdische Familien. Am 10. November 1941 wurde Harry Keil mit seiner Frau Käthe vom Güterbahnhof Derendorf in das Ghetto von Minsk deportiert. Auf der Deportationsliste wurde sein Beruf mit „Arbeiter“ vermerkt. Möglicherweise ist dies ein Indiz dafür, dass Harry Keil Zwangsarbeit im sogenannten „geschlossenen jüdischen Arbeitseinsatz“ leisten musste.