Gedenkbuch

Atlas, Szaje Oswald

Der Kaufmann Oswald Szaje Atlas wohnte mit seiner Frau Auguste, geborene Drillmann, in Düsseldorf in der Wallstraße 31. Im Düsseldorfer Adressbuch war unter der Adresse eingetragen: „Atlas, Oswald, Frau, Möbelhandlung, Wallstraße 31 (Untergeschoß)“.

Bis 1905 hatte der am 30. Juli 1885 geborene Oswald S. Atlas in seiner Geburtsstadt Sanok gelebt. Auch seine Frau Auguste, genannt Gitta, stammte aus dem ehemaligen k.u.k. Königreich Galizien, welches nach dem Ersten Weltkrieg an Polen gefallen war. Für die Nationalsozialisten galten die beiden als sogenannte Ostjuden. Am 28. Oktober 1938 gehörte das Ehepaar Atlas daher auch zu denjenigen, die in einer Art Nacht und Nebel-Aktion verhaftet und an die deutsch-polnische Grenze deportiert wurden.

In einem improvisierten Lager im deutsch-polnischen Grenzort Zbąszyń (deutsche Ortsbezeichnung: Bentschen) mussten sie mit einer großen Anzahl deportierter „Ostjuden“ aus dem gesamten Deutschen Reich ausharren, da sie nicht ins Deutsche Reich zurückreisen durften, das Land Polen jedoch die Einreise der nun „Staatenlosen“ vormals polnischen Staatsbürger nicht erlauben wollte. Bei der Registrierung an der Grenze gab Oswald Szaje Atlas an, dass er Verwandte in Amerika habe, zu denen er gerne ausreisen wolle. Die Namen seiner Eltern gab er auf diesem Dokument mit „Meilech und Lea Atlas“ an.

Durch die Emigration gelang nicht rechtzeitig und er und seine Frau gingen in seine Geburtsstadt Sanok. Am 8. September 1939 erreichte die deutsche Wehrmacht die Stadt. 1941 musste die gesamte jüdische Bevölkerung in das neu eingerichtete Ghettogebiet ziehen. Im Jahr 1942 wurde die Ghettobevölkerung in zwei „Aktionen“ ermordet. Oswald Atlas und seine Frau Auguste waren unter den Opfern.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf