Gedenkbuch

Oppenheimer, Irmgard Regina

Irmgard Oppenheimer kam am 9. März 1903 als Tochter von Samson Oppenheimer (1852-1911) und seiner Frau Clara Karoline Oppenheimer (1862-1942), geborene Kaufmann, in Düsseldorf zur Welt. Im November 1901 hatte sich ihre Mutter Clara Kaufmann und dem in Krefeld lebenden Kaufmann Samson Oppenheimer verlobt. Ihr Vater Samson Oppenheimer stammte eigentlich aus Goldbach bei Aschaffenburg, wo er am 8. Januar 1852 zur Welt gekommen war. Am 30. April 1902 hatten ihre Eltern in Amsterdam geheiratet, wo ihre Mutter gelebt hatte, und waren kurz darauf nach Düsseldorf gezogen. Irmgard blieb Einzelkind.

Irmgards Vater Samson Oppenheimer gründete 1906 die Firma „Tonwerk Ratingen“, Zudem war er seit 1910 Gesellschafter der Ratinger Firma „Spezialfabrik für Ziegelmaschinen“ des Ingenieurs Paul Besta, die gemeinsam ein Patent auf den automatischen Ziegelschneide-Apparat „Schneidallein“ hatten. Ihre Mutter Clara erhielt 1911 Prokura für die Firma „Tonwerk Ratingen“. Möglicherweise war ihr Vater zu diesem Zeitpunkt schon erkrankt. Ihr Vater verstarb am 25. November 1911 im Alter von 59 Jahren. Er wurde auf dem alten jüdischen Friedhof bestattet. Die Firma wurde 1913 aufgelöst.

Irmgard wohnte weiterhin mit ihrer Mutter im eigenem Haus in der Graf-Recke-Straße 21. Ihre Großeltern mütterlicherseits wohnten in Düsseldorf in der Steinstraße 9. Am 14. Dezember 1913 verstarb ihr Großvater Markus Kaufmann im Alter von 81 Jahren. Für die gesamte Familie war dies eine herber Verlust. Im Februar 1917 verstarb auch ihre Großmutter Sara Kaufmann.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde der Alltag von Irmgard Oppenheimer und ihrer Mutter immer beschwerlicher. Ob sie während des Pogroms im November 1938 überfallen wurden, ist nicht überliefert. Auf jeden Fall gab es Überfälle auf jüdische Familien in der unmittelbaren Nachbarschaft.

Im Düsseldorfer Adressbuch für die Jahre 1941/1942 ist als Eigentümer für das Haus in der Graf-Recke-Straße 21 die Norddeutsche Hagel-Versicherungsgesellschaft mit Sitz in Berlin verzeichnet. Vermutlich musste ihre Mutter Clara Oppenheimer das Haus unter Zwang verkaufen. In der Folgezeit wurden in das Haus weitere jüdische Mieter einquartiert. Am 30. Juni 1941 zog das Ehepaar Hugo und Johanna Löwenstein ins Haus. Die Beiden wurden vier Monate später mit dem ersten Deportationszug aus Düsseldorf in das Ghetto Litzmannstadt deportiert. Die Mieter Georg und Käthe Keil, die ebenfalls seit Juni 1941 im Haus lebten, wurden zusammen mit der Hausbewohnerin Paula Freund und dem seit September 1941 im Haus wohnenden Ehepaar Arthur und Erna Cohen mit dem zweiten Düsseldorfer Deportationstransport in das Ghetto Minsk deportiert.

Irmgard Oppenheimer und ihre Mutter bekamen so, sehr nah die ersten beiden Deportationen mit. Anfang Dezember 1941 wurde Irmgard Oppenheimer darüber informiert, dass sie für den nächsten Transport vorgesehen war. Dass sie ihre knapp 80-jährige Mutter allein in Düsseldorf zurücklassen musste, war sicherlich sehr schwer zu ertragen für die 38-jährige Irmgard Oppenheimer. Am 11. Dezember 1941 wurde sie von Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf in das Ghetto Riga deportiert. Sie hat nicht überlebt.

Nach ihrem und dem Auszug weiterer deportierter Mieter zog im Januar 1942 die Witwe Emilie Frank in ihr ehemaliges Elternhaus in Düsseldorf. Es folgte Ende Juni 1942 der Einzug der Witwe Berta Rindskopf. Die drei betagten Frauen wurden am 21. Juli 1942 von Düsseldorf aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Hier verstarb Irmgards 80-jährige Mutter Clara Oppenheimer am 9. Dezember 1942.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.