Gedenkbuch

Cahn, Hermann

Hermann Cahn wurde am 18. Januar 1894 in Beckrath bei Rheydt geboren. Seine Eltern Jacob und Henriette Cahn, geborene Harf, hatten insgesamt 13 Kinder, wovon zwei im Kleinkindalter verstarben.
Hermann Cahn heiratete Johanna Herz aus Düsseldorf. Sie war am 31. Januar 1893 in Düsseldorf als Tochter des Ehepaars Siegmund und Fanni Herz, geborene Gutenstein, zur Welt gekommen. Sie hatte vier Geschwister, die ebenfalls in Düsseldorf lebten.

Ihr erster Sohn Helmut wurde am 25. August 1923 in Düsseldorf geboren. Zwei Jahre später, am 17. August 1925, kam Sohn Günter zur Welt. Hermann Cahn arbeitete als Vertreter. Die Familie wohnte in der Bilker Allee 136.

Nach 1933 wurde es für ihn immer schwerer, die Familie finanziell durchzubringen. Helmut und Günther besuchten zunächst die Schule an der Kirchfeldstraße, mussten dann aber in die 1935 eröffnete Jüdische Schule auf der Kasernenstraße wechseln. Einige der Zeichnungen, die Helmut und Günter Cahn im Kunstunterricht des Malers Julo Levin anfertigten, sind erhalten geblieben. Am 17. September 1938 feierte Günther seine Bar Mitzwa. Knapp zwei Monate später wäre auch die Familie Cahn während der Pogromnacht von Nazischlägern überfallen worden, wenn nicht ein Nachbar dies verhindert hätte: Er schickte seinen Sohn in HJ-Uniform vor die Tür – und welcher Hitlerjunge würde schon auf dem Treppenabsatz eines Hauses, in dem Juden wohnten, sitzen?

Das Ehepaar Cahn entschied, ihre beiden Söhne nach Großbritannien zu schicken. Dort durften sie am 27. März 1939 mit einem „Kindertransport“ einreisen. Günter wurde im Sommer 1940 von britischen Behörden als „Enemy Alien“ („feindlicher Ausländer“) nach Kanada deportiert, sein Bruder konnte in England bleiben.

Johanna und Hermann Cahn blieben im regen Briefkontakt mit ihren Söhnen, solange es ging. Am 15. April 1940 schrieb das Ehepaar Cahn: „Meine innigst geliebten guten Kinder (…) Hoffentlich versöhnen sich die Menschen jetzt bald und wollen wir den lb. Gott bitten, dass er zu einem baldigen Frieden hilft.“ Auch sie versuchten vergeblich auszuwandern. Am 1. November 1941 schickten sie die letzte Nachricht über das Rote Kreuz an ihre Söhne: „Liebe Kinder! Wir siedeln in den nächsten Tagen um. Sorgt Euch nicht. Sobald wir dort sind, teilen wir Euch die neue Adresse mit. Eure Eltern.“

Am 10. November 1941 wurden Hermann und Johanna Cahn von der Martinstraße 73 ins Ghetto von Minsk deportiert. Sie haben nicht überlebt. Ihr Verwandter, Herbert Herz, der mit ihnen ins Ghetto Minsk deportiert worden war, sah Hermann und Johanna Cahn zuletzt im Sommer 1943.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf