Gedenkbuch

Schönbach, Emilie

geb. Fuchs

Emilie Schönbach, geborene Fuchs, kam am 26. September 1885 in Düsseldorf als zweite Tochter von Benjamin Fuchs (17.5.1856 – 17.6.1924) und Regina Fuchs (30.4.1860 – 4.5.1941), geborene Platz, zur Welt. Emilies ältere Schwester Johanna wurde ein Jahr zuvor, am 26. September 1884 geboren. Drei Jahre später, am 7. April 1887, wurde ihre jüngere Schwester Selma in Düsseldorf geboren. Ihr Vater Benjamin Schönbach führte eine Metzgerei in der Leopoldstraße 50.

Am 8. Juni 1919 heiratete Emilie den Kaufmann Friedrich Fritz Schönbach, der am 13. April 1889 in Holzminden zur Welt gekommen war.  Der gemeinsame Sohn Hans kam ein Jahr später, am 17. Juni 1920, in Köln zur Welt. Nach kurzer und schwerer Krankheit verstarb er jedoch vier Wochen später am 15. Juli 1920.
Helga Schönbach, das zweite Kind des Ehepaares, wurde am 4. August 1921 in Köln geboren. Die Familie lebte in der Brabanter Straße 13. Drei Jahre später, am 11. April 1924 kam die jüngste Tochter, Ellen Golda, zur Welt.
Zwei Monate später, am 17. Juni 1924, verstarb Emilies Vater Benjamin Fuchs in Düsseldorf und wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof in Düsseldorf begraben.

Emilie Schönbach arbeitete als Kauffrau. Sie wurde am 25. Januar 1927 in das Handelsregister der offenen Handelsgesellschaft „Fuchs & Co“ eingetragen und ihr Mann Friedrich Fritz Schönbach wurde Prokurist der Firma. Drei Jahre später, am 8. Januar 1930, wurde die Firma jedoch wieder aufgelöst.

Das Wohnhaus ihrer Eltern in der Derendorfer Straße 13 sollte am 26. März 1930 im Zuge des Konkurses der Firma zunächst versteigert werden. Doch der Verkauf konnte abgewendet werden.

Am 14. Juli 1933, fünf Monate nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, emigrierte ihre Schwester Selma Levy (1887-1943), geborene Fuchs, mit ihrem Ehemann Alfred Levy (1880-1943) in die Niederlande. Emilies Nichte Margot Levy (1911-1943) folgte ihren Eltern am 23. Oktober 1934 in die Niederlande. Die Familie ihrer Schwester bewohnte ein Haus in der Velasquezstraat 19 in Amsterdam. 

Am 4. November 1933 zog Emilie Schönbach mit ihrem Mann Friedrich und den Töchtern Helga und Ellen in das Haus ihrer Eltern in die Derendorfer Staße 13 nach Düsseldorf.
Ihre Tochter Ellen konnte als jüdisches Mädchen keine öffentliche Schule mehr besuchen und wurde stattdessen in der 1935 eröffneten Privaten Jüdischen Volksschule an der Kasernenstraße eingeschult. Von ihr sind Zeichnungen aus dem Kunstunterricht erhalten geblieben. Ob ihre ältere Schwester Helga ebenfalls die Private Jüdische Volksschule besuchte, ist unklar. Vermutlich war sie bereits zu alt für den Besuch der Volksschule, obwohl diese 1937 ein 10. Schuljahr einführte. In der Pogromnacht am 9./ 10. November 1938 wurde die Düsseldorfer Synagoge in Brand gesetzt. Das Rabbinerhaus, in dem die Private Jüdische Volksschule untergebracht war, wurde ebenfalls verwüstet. Schulunterricht konnte daher dort nicht mehr stattfinden.

Drei Monate später, am 4. Januar 1939, schickten Emilie Schönbach und ihr Mann ihre jüngste Tochter Ellen, die zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt war, in die Niederlande. Ellen sollte bei der Familie ihrer Schwester Selma Levy in Amsterdam unterkommen. Vermutlich standen sie ab dieser Zeit im Briefkontakt mit ihrer jüngsten Tochter Ellen.
Währenddessen zog Emilie Schönbach mit ihrem Mann, der älteren Tochter Helga und ihrer verwitweten Mutter Regina Fuchs am 30. Januar 1939 in den Steinweg 15 nach Köln. Sie versuchten, eine Emigration nach Amerika in die Wege zu leiten. Im gleichen Jahr emigrierte ihre ältere Schwester Johanna De Groot, geborene Fuchs, nach Südafrika.

Anders als geplant, konnte ihre Tochter Ellen Schönbach nicht bei der Familie ihrer Schwester Selma Levy in Amsterdam leben. Die zuständigen Behörden in den Niederlanden hatten entschieden, dass Ellen in einem Flüchtlingsheim für deutsche jüdische Kinder untergebracht werden soll.
Emilies Tochter Ellen war innerhalb von zwei Jahren in sieben verschiedenen Flüchtlingsheimen untergebracht worden. Die frühen Bemühungen ihres Schwagers Alfred Levy, Emilies Tochter Ellen zu sich zu holen, waren erfolglos. In einem Brief an das niederländische Kinderkomitee schrieb er am 26. Januar 1939: „[…] bitte ich höflichst meine Nichte Ellen Schönbach z.Zt. [in] Bergen a/Zee, mir doch zur persönlichen Versorgung freizugeben. Selbstverständlich bin gerne bereit für die bisher entstandenen Kosten aufzukommen. Die Verpflichtung für meine Nichte zu sorgen [sic!] übernahm ich in der Voraussetzung, das Kind in mein Haus nehmen zu können. […] Die Eltern des Kindes sind leider nicht in der Lage irgend welche Zahlungen hier zu leisten, im Gegenteil, ich muß diese wie auch noch andere Geschwister unterstützen, wodurch ich mehr als reichlich in Anspruch genommen bin.“
Zwischen 1939 und 1941 führte das Komitee für besondere jüdische Interessen, Abteilung Kinder, im Namen ihres Schwagers Alfred Levy, etliche Korrespondenzen mit dem Innenministerium, Abteilung für Armut und Flüchtlinge, jedoch ohne Erfolg.

Schließlich kam ihre Tochter Ellen Schönbach am 4. Januar 1939 zunächst in dem „Koloniehuis ‚Zeehuis‘“ im Verspeijkweg 5 in Bergen unter. Dort musste sie circa drei Monate leben, bis sie am 6. April 1939 in das „Ons Boschhuis“ in Driebergen-Rijssenburg, in der Nähe von Utrecht, verlegt wurde. Acht Wochen später, musste Emilies Tochter wieder die Unterkunft wechseln. Am 4. Juni 1939, sechs Monate nach ihrer Ankunft in den Niederlanden, war sie für sieben Tage im „Onze Bliscap“ in Amerongen. 

Emilie Schönbach machte sich sicherlich Sorgen, ob ihre Tochter gut behandelt und versorgt wird. Bei ihrer Schwester hätte sie Ellen in guten Händen gewusst und in Sicherheit gewiegt. Vom 11. Juli 1939 bis zum 21. Juli war ihre Tochter im „Bondshuis N.P.B“ in Soesterberg beherbergt. In dieser Zeit wurde Ellen krank. Trotz schwerer Krankheit war es Ellen nicht gestattet worden, für längere Zeit bei den Levys zu leben und dort wieder gesund zu werden.
Ihre Tochter kam schließlich am 21. Juli 1939 ins „Achterklooster“ in Rotterdam, wo sie ein halbes Jahr verbringen musste. Im Dezember 1939 wurde jedoch bewilligt, dass Ellen für zwei Wochen zu ihrer Schwester Selma und ihrem Schwager Alfred Levy durfte. Die Genehmigung war jedoch nur von kurzer Dauer, denn Ellen musste schon am 20. Dezember 1939 wieder zurück ins „Achterklooster“ nach Amsterdam. Vier Monate später, am 19. April 1940, kam ihre Tochter ins „Burgerweeshuis“ in Amsterdam, wo sie bis zum 7. Mai 1940 blieb. 

Die letzte Flüchtlingsunterkunft ihrer Jüngsten war die „Oostelijke Handelskade“ in Amsterdam, die sie am 7. Mai 1940 beziehen musste. Circa ein Jahr später, am 27. März 1941, konnte Emilie ihre Tochter endlich in familiärer Sicherheit wiegen, denn sie durfte endgültig zu ihrer Schwester Selma Levy und ihrem Schwager Alfred Levy ziehen.

Am 4. Mai 1941, fünf Monate, bevor Emilie Schönbach und ihre Familie deportiert wurden, verstarb ihre Mutter Regina Fuchs. Sie wurde neben Emilies Vater Benjamin Fuchs auf dem neuen jüdischen Friedhof in Düsseldorf begraben.
Am 30. Oktober 1941 wurden Emilie Schönbach, ihr Mann Friedrich und die gemeinsame Tochter Helga von Köln ins Ghetto Litzmannstadt/Lodz deportiert. Dort wohnten sie zunächst in der Mühlgasse 80. Sowohl Emilie Schönbach als auch ihr Mann und ihre Tochter sollten „ausgesiedelt“, d.h. ermordet werden. Sie legten am 30. April 1942 Widerspruch beim „Aussiedlungsbüro“ ein, welcher allerdings für alle Schönbachs abgelehnt wurde. Dennoch gelang es ihnen im Ghetto zu bleiben. Emilie Schönbach und ihre Tochter lebten noch gemeinsam in der Sperlinggasse 16. Ihr Mann Friedrich war dort nicht mehr gemeldet. Er verstarb am 30. Juli 1942 an einer Lungentuberkulose in einem der Krankenhäuser des Ghettos.

Ihre Tochter Ellen wurde am 15. Juli 1942 im Durchgangslager Westerbork inhaftiert. Zu diesem Zeitpunkt war Ellen 18 Jahre alt. Sie war vermutlich nur drei Monate in Westerbork interniert. Ab dem 15. Juli 1942 wurden die ersten „Häftlinge“ ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, darunter war später auch ihre Tochter. Am 30. September 1942 wurde Ellen Schönbach in den Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau ermordet.

Es ist nicht bekannt, wohin Emilie Schönbach und ihre Tochter Helga am 20. Januar 1944 deportiert wurden. In dieser Zeit wurden die Deportationen in das Vernichtungslager Chelmno wiederaufgenommen. So ist zu befürchten, dass Emilie Schönbach und ihre Tochter Helga Schönbach dort ermordet wurden.

Ihre Schwester Selma Levy, ihr Schwager Alfred Levy und ihre Nichte Margot Levy überlebten die Shoah ebenfalls nicht. Selma und Alfred Levy wurden am 9. Juli 1943 im Vernichtungslager Sobibór ermordet. Margot Levy wurde am 30. November 1943 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau getötet.

Autorin: Maren Marohn, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V.