Gedenkbuch

Cohn, Anneliese

geb. Tobias

Anneliese Tobias kam am 26. Oktober 1907 in Betzdorf zur Welt. Ihre Eltern waren Siegfried und Paula Tobias, geborene Cohen. Sie hatten sich im Oktober 1904 verlobt und dann im Jahr 1905 geheiratet.  Ihr Vater war 1877 in Betzdorf an der Sieg zur Welt gekommen. Ihre Mutter stammte aus (Duisburg) Ruhrort, wo sie 1880 als Tochter von Hermann und Amalie Cohen, geborene Biermann, zur Welt gekommen war.

1915 wohnte die Familie Tobias in Köln in der Titusstraße 26. Im Jahr 1920 gehörte ihrem Vater die Häuser Titusstraße 26 und 24. Ihrem Onkel Wilhelm Tobias gehörten die Häuser 20 und 22.

Annelieses Vater Siegfried Tobias unterhielt eine Firma in Köln. Er handelte mit Rohstoffen und Textilwaren. 1921 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Zu diesem Zeitpunkt war die Firmenadresse Hohe Straße 61 in Köln. Mitgesellschafter der elterlichen Firma wurde die Brüder ihres Vaters: Wilhelm Tobias (1885-1980), Theodor Tobias (1882-1944) und Louis Tobias (1879-1956). Im Zuge der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre kam die Firma ihres Vaters in finanzielle Probleme. Mehrere Immobilien mussten zwangsverkauft werden.

1930 wohnte Anneliese Tobias in Köln in der Titusstraße 22. Am 26. Oktober 1930 verlobte sie sich mit Edgar Cohn. Er wohnte zu diesem Zeitpunkt in Hagen in der Elberfelder Straße 44. Ihr Verlobter war am 27. September 1905 in Recklinghausen als Sohn von Philipp Cohn (1. März 1875 Lautenburg – 31. Mai 1937 in Düsseldorf) und Charlotte Horn (26.3.1888 Düsseldorf – 2. Juli 1943 Vernichtungslager Sobibor) zur Welt gekommen.

Am 17. Februar 1933 heiratete sie dann in Bochum Edgar Cohn. Ihr Mann Edgar Cohn arbeitete mittlerweile als Rechtsanwalt in Bochum und war bis 1933 beim Landgericht Düsseldorf zugelassen. Seine Bochumer Adresse war „Kanalstraße 53“. Nach der Hochzeit zogen sie nach Düsseldorf in die Kaiserswerther Straße 216. In Düsseldorf lebten auch ihre Schwiegereltern Philipp und Charlotte Cohn. Kurz vor der Emigration 1934 in die Niederlande, zogen Anneliese Cohn und ihr Mann zu ihnen in die Uhlandstraße 28.

Im Frühjahr 1934 zog das Ehepaar von Düsseldorf in die Niederlande nach Oldenzaal. Dort bezog es zunächst eine Unterkunft in der Schoolstraat 6. Im Juli 1934 zogen sie nach Nijmegen. Hier arbeitete ihr Mann Edgar als Büroangestellter. Sie wohnten zunächst im Bijleveldsingel 72 und später in der Timorstraat 16. Ab Anfang 1939 lebte ihre verwitwete Schwiegermutter Charlotte Cohn bei ihnen. Am 27. Dezember 1939 zog die Schwiegermutter nach Amsterdam in die Eendrachtstraat 19. Ihren eigenen Eltern war die Flucht nach Großbritannien geglückt.

Bei der großen Razzia in Nijmegen am 17. November 1942 wurden Anneliese Cohn und ihr Mann verhaftet. Ab dem 18. November 1942 befanden sie sich im Judendurchgangslager Westerbork. Zunächst in der Baracke 66, ab dem 2. März 1943 dann in der Baracke 71. Ab dem 25. März 1943 konnte sie zusammen mit ihrer Schwiegermutter Charlotte Cohn in der Baracke 85 untergebracht werden.

Am 13. Juli 1943 wurde Anneliese Cohn zusammen mit ihrem Ehemann aus Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und nach der Ankunft am 16. Juli 1943 ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf