Gedenkbuch
Hildegard Jakobs

Unterdrückung, Terror, Mord

Die Verfolgung der Düsseldorfer Juden - Eine Einführung

Die jüdische Bevölkerung Düsseldorfs war bis 1933 stetig gewachsen, wobei der prozentuale Anteil an der Gesamtbevölkerung bis 1933 relativ konstant bei rund einem Prozent lag.

Einwohner Stadtkreis Düsseldorf
498.600 (1933), davon 157.100 Evangelische, 305.109 Katholiken, 203 sonstige Christen, 5.053 Juden
535.753 (1939), davon 158.949 Evangelische, 312.580 Katholiken, 3.009 sonstige Christen, 1.813 Juden

1933 lebten über 5.000 Juden in Düsseldorf. Die Berufsstruktur war mit 55 Prozent dominiert von Kaufleuten. Es folgten mit 24 Prozent Angestellte, 9 Prozent freie Berufe (Ärzte, Anwälte etc.), 7 Prozent Arbeiter, 4 Prozent Handwerker und schließlich 1 Prozent Beamte. Die Mehrzahl der jüdischen Bürgerinnen und Bürger war akkulturiert und orientierte sich in ihrer Lebensweise selbstverständlich an der deutschen Kultur und gestaltete diese mit. Eine Minderheit blieb religiös traditionell. Unter ihnen waren auch viele ostjüdische Zuwanderer. Neben der Hauptgemeinde mit der Synagoge in der Kasernenstraße bestanden einige weitere kleine Betsäle in der Stadt sowie eine orthodoxe Gemeinde, die Israelitische Religionsgemeinschaft, die einen kleinen Betsaal im Haus Poststraße 4 nutzte.

„Arisierungen“ und weitere Diskriminierungen

Am 1. April 1933 startete auch in der Düsseldorfer Region der offizielle Boykott jüdischer Geschäfte. Vor den großen Kaufhäusern der Leonhard Tietz AG und dem Modehaus Gustav Carsch, ebenso vor kleineren Geschäften und Betrieben bezogen SA-Trupps Stellung. Die beiden Warenhäuser wurden noch im Laufe desselben Jahres „arisiert“, also an „nichtjüdische“ Interessenten (meist weit unter Wert) verkauft. Die Leonhard Tietz AG wurde zur Westdeutschen Kaufhof AG, das Modehaus Gustav Carsch zum Modehaus Seifert. Auch viele kleinere Geschäfte mussten in den folgenden Jahren verkaufen oder Konkurs anmelden.

Mit Berufung auf das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 wurden „nichtarische“ sowie politisch unliebsame Beamte, städtische Angestellte und Arbeiter der kommunalen Verwaltung beurlaubt. Auch die Gerichte und Rechtsanwälte waren von den Auswirkungen dieses Gesetzes betroffen. Neun Richter, drei Staatsanwälte und 67 Anwälte, darunter Max Dannenbaum und Georg Lindemeyer, wurden Anfang April 1933 aus den Düsseldorfer Gerichten „aus dem Dienst entfernt“. Von den Entlassungen ausgenommen waren zunächst diejenigen, die im Ersten Weltkrieg als „Frontsoldaten“ für das Deutsche Reich gekämpft hatten.

Der Besuch öffentlicher Schulen wurde für jüdische Schülerinnen und Schüler Schritt für Schritt durch Gesetze und Bestimmungen eingeschränkt. Im Mai 1935 gründete daraufhin die Synagogengemeinde Düsseldorf eine jüdische Volksschule. Sie wurde im Rabbinerhaus neben der Synagoge in der Kasernenstraße eingerichtet und sollte neben dem Unterricht weitere wichtige Funktionen übernehmen: Die Kinder und Jugendlichen fanden in ihr nicht nur sehr fortschrittliche Unterrichtsmethoden von jungen Lehrern und guten Pädagogen, sondern erhielten hier eine solide und praktisch ausgerichtete Sprachausbildung, die sie auch für eine mögliche Auswanderung ins fremdsprachige Ausland vorbereiten sollte.

Auswanderung und Flucht

Seit Beginn der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft emigrierten und flohen jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Düsseldorf und der Region. Die erste Auswanderungswelle erfolgte direkt nach der Machtübernahme. Viele flüchteten zunächst ins nahe Ausland, beispielsweise in die Niederlande. Dann folgte eine verstärkte Auswanderung nach Übersee. Die Auswanderung bis zum November 1938 war geprägt durch viele bürokratische Bestimmungen und Hemmnisse. Auswanderer mussten einerseits Reichsfluchtsteuer zahlen, andererseits war es ihnen verboten, Geld direkt ins Ausland zu transferieren. So waren diejenigen, denen die Ausreise gelungen war, in ihrem Fluchtland oftmals völlig mittellos. Viel Spielraum für heimliche Transaktionen über Mittelsmänner bestand nicht, zumal im April 1938 alle Juden ihr Vermögen über 5.000 RM hatten anmelden müssen. Noch entscheidender für eine Weiteremigration war der Verlust der Staatsbürgerschaft. Als „Staatenloser“ fehlten die zentralen Legitimationspapiere – ohne Staatsangehörigkeit fühlte sich auch kein Land verantwortlich, Staatenlose waren schutzlos politischer Willkür ausgeliefert. Zusätzlich legitimierte die deutsche Gesetzgebung die Vermögungsbeschlagnahme und den Entzug aller Versorgungs- oder Erbansprüche.

Die „Polenaktion“ 1938

Als erste Deportation von Düsseldorf aus ist die der „polnischen“ Juden anzusehen. In der Nacht vom 27. zum 28. Oktober 1938 waren 361 aus Polen stammende Juden verhaftet, ins Polizeigefängnis gebracht und in Zügen an die deutsch-polnische Grenze abgeschoben worden. Obwohl die entsprechende Verfügung vor allem auf Männer bezogen war, handelte es sich bei den aus Düsseldorf Abgeschobenen um ganze Familien: um Männer und Frauen, von denen die meisten schon seit mehr als dreißig Jahren in Deutschland gelebt hatten, und deren Kinder, von denen nicht wenige in Deutschland geboren worden waren. Zunächst ließ die polnische Regierung sie nicht ins Land. Jüdische Hilfskomitees organisierten sehr rasch Verpflegung und Unterkunft in dem Grenzort Zbąszyń (deutsch: Neu-Bentschen). Im Sommer 1939 gelang einigen die Rückkehr nach Deutschland, die meisten anderen waren von der polnischen Regierung entweder zu Verwandten ins Land oder bis August 1939 in verschiedene polnische Städte und Orte im Landesinneren gelassen worden. Dort holte sie die deutsche Besatzung seit Kriegsbeginn im September 1939 wieder ein. Nur wenige der aus der Region Düsseldorf Abgeschobenen überlebten. Die meisten, wie Pescha und Raisel Birnbach und die Geschwister Klara und Gerhard Wahrenberg, starben in den Ghettos und Lagern in Polen.

Die Pogromnacht vom 9./10. November 1938

Während des Novemberpogroms brannte in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 nicht nur die Synagoge in der Kasernenstraße; hunderte Wohnungen von Juden in Düsseldorf und Umgebung wurden zerstört, über 70 Menschen verletzt, insgesamt fünfzehn Menschen ermordet, darunter der Kaffeehausbesitzer Paul Marcus, oder starben wenige Tage später an den ihnen zugefügten Verletzungen. In den folgenden Tagen wurden mindestens 141 Männer und Jugendliche sowie 20 Frauen verhaftet und ins Polizeigefängnis gesperrt, und am 16. November wurden 87 Männer und einige Jugendliche in das Konzentrationslager Dachau verschleppt.

Die ersten, die aus der Haft wieder entlassen wurden, waren Männer, die im Ersten Weltkrieg als Frontsoldaten für das Deutsche Reich gekämpft hatten. Die anderen kamen in der Regel erst frei, nachdem sie entweder der „Arisierung“ oder „Auflösung“ ihres Betriebes zugestimmt hatten oder wenn Auswanderungspapiere vorlagen. Flucht und Auswanderung waren nun die einzigen Chancen, das eigene Leben und das der Angehörigen zu retten.

Fluchtwelle 1938/39 und die „Kindertransporte“

Kontinuierlich wanderten deutsche Juden ins Ausland ab, aber nach den Ereignissen der Pogromnacht im November 1938 setzte eine regelrechte Fluchtwelle ein. Doch die Einwanderungsmöglichkeiten der meisten potenziellen Aufnahmeländer waren begrenzt, und viele Länder führten eine restriktive Asylpolitik.

Manchem Verfolgten fehlten noch wichtige Reiseunterlagen, Bürgschaftsgeber für das „Affidavit“ oder das Geld für die gesamte Abwicklung der Flucht. Allein 296 Düsseldorfer flüchteten unmittelbar nach der Pogromnacht nach Großbritannien. Das Land spielte auch eine entscheidende Rolle bei der Rettung jüdischer Kinder aus Mitteleuropa. Im November 1938, als Reaktion auf die Pogrome im Deutschen Reich, lockerte die britische Regierung unter dem Premierminister Neville Chamberlain die Einreisebestimmungen, und es erging ein Aufruf an die britische Bevölkerung, Pflegekinder (jüdische Kinder bis zum Alter von 17 Jahren) aufzunehmen. In Deutschland wurde die Zusammenstellung dieser „Kindertransporte“ durch Vertreter der Reichsvertretung der Juden in Deutschland koordiniert und mit den jüdischen Gemeinden vor Ort abgestimmt.

Über 70 Kinder aus Düsseldorf kamen zwischen Januar und August 1939 mit einem „Kindertransport“ nach Großbritannien und wurden dort zunächst in Sommercamps und dann in britischen Gastfamilien, Internaten und von Hilfsorganisationen untergebracht. Der erste „Kindertransport“ erreichte die Insel am 2. Dezember 1938, der letzte am 2. September 1939. Die allermeisten der Kinder, darunter auch die Geschwister Helmut und Günther Cahn und Hannele und Lotte Zürndorfer aus Düsseldorf, sahen ihre Eltern nie wieder.
Die Grenzen für eine legale Emigration aus Deutschland wurden in der Folgezeit immer undurchlässiger, und mit der Schließung der amerikanischen Konsulate in Deutschland und dem dann einige Monate später erfolgenden offiziellen Kriegseintritt der Vereinigten Staaten von Amerika im Dezember 1941 waren die meisten Fluchtwege vollständig versperrt.

Nach Kriegsbeginn „in der Falle“

Viele von denen, die sich zuvor in Länder außerhalb des deutschen Machtbereichs hatten flüchten können, waren zunächst in die deutschen Nachbarländer geflohen. Allein fast 1.000 Düsseldorfern gelang die Emigration oder Flucht in die Niederlande. Diejenigen, die von dort oder aus Belgien und Frankreich nicht rechtzeitig weiter in ein sicheres Drittland wie die USA und Kanada oder afrikanische und südamerikanische Staaten emigrieren konnten, gerieten im Mai 1940 wieder unter deutsche Herrschaft oder in Südfrankreich zumindest in ihren Einflussbereich. Selbst wem die Flucht nach England gelungen war, war nicht zwangsläufig bis zum Kriegsende sicher. So starb die Düsseldorferin Gitta Glücksmann, die 1939 mit einem „Kindertransport“ nach Großbritannien gekommen war, bei einem deutschen Bombenangriff auf London am 19. Juni 1944. Andere wurden von England zwangsweise als Internierte („enemy aliens“, deutsch: „feindliche Ausländer“) mit dem Schiff nach Australien oder Kanada verbracht. Eines dieser Schiffe, die „Arandora Star“ sank am 2. Juli 1940 nach einem Torpedotreffer des deutschen U-Bootes U-47 auf dem Weg nach Kanada. Über 800 Internierte ertranken.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges galten die deutschen Flüchtlinge generell im Ausland als „Deutsche“ und wurden in Lagern interniert. Ein Verlassen des Fluchtlandes war kaum noch legal möglich. Viele deutsch-jüdische Flüchtlinge wurden im späteren Kriegsverlauf von den deutschen Besatzungsbehörden aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden deportiert. Ganz wenige überlebten im Versteck oder mit gefälschter Identität, manche von ihnen im Widerstand. Insgesamt wurden über 2.400 Menschen aus Düsseldorf Opfer von Deportationen oder starben auf der Flucht.

Hildegard Jakobs

Deportationen aus den Fluchtländern

Internierung und Deportation aus Belgien

Zu den „nahen“ Fluchtländern gehörte auch Belgien mit seiner Metropole Brüssel und der Großstadt Antwerpen. Als am 10. Mai 1940 die deutschen Truppen in Belgien einmarschierten, bewegte sich eine Flüchtlingswelle in Richtung Frankreich. Zeitgleich führte die belgische Polizei Massenverhaftungen durch, um Deutsche nach (Süd-)Frankreich abzuschieben. An der französisch-belgischen Grenze übernahm die französische Gendarmerie die deutsch-jüdischen Flüchtlinge und überführte sie in der Regel in das französische Internierungslager nach St. Cyprien. Betroffene dieser Masseninternierung aus Belgien und der Überführung nach St. Cyprien waren beispielsweise auch Max Eugen Levy und Helmut Steinberg aus Düsseldorf.

Diejenigen, die zunächst in Belgien bleiben oder sich der ersten Verhaftungswelle hatten entziehen können, waren in der Folgezeit immer der Gefahr einer Verhaftung und Deportation ausgesetzt. Viele Kinder von Verfolgten überlebten versteckt in belgischen Kinderheimen. Interessanterweise war die Bereitschaft, zu helfen und Verfolgte zu verstecken, in Wallonien sehr viel ausgeprägter (83,6 Prozent) als im flämischen Teil Belgiens (16,4 Prozent).

Zunächst nach Vorladungen bei den Behörden und ab August 1942 bei Razzien wurden Juden verhaftet und in das belgische „Judendurchgangslager“ Mechelen (Malines) überführt, unter ihnen auch die aus Düsseldorf nach Belgien geflüchtete Familie Feldberg aus Düsseldorf (siehe abgebildete Deportationsliste). Das Lager hatte die SS in der Dossin-Kaserne im Juli 1942 eingerichtet. Am 11. Juni 1942 hatte die Brüsseler Zentralstelle für jüdische Angelegenheiten aus Berlin den Auftrag erhalten, auch die Deportation der in Belgien befindlichen Juden vorzubereiten. Mechelen – geografisch günstig gelegen zwischen den großen Städten Brüssel und Antwerpen – diente als Sammel- und Durchgangslager für die im Land verhafteten Juden. Achtundzwanzig Deportationstransporte verließen zwischen dem 1. August 1942 und dem 31. Juli 1944 das Lager. Einer dieser Transporte hat eine besondere Geschichte: Der 20. Deportationstransport vom 19. April 1943 wurde auf dem Weg vom Bahnhof Mechelen nach Auschwitz von drei jungen belgischen Widerstandskämpfern auf freier Strecke gestoppt, ein Waggon geöffnet, um Deportierten zur Flucht zu verhelfen.

Internierung und Deportation aus den Niederlanden

Nach der Besetzung der Niederlande durch deutsches Militär 1940 wurden die dort lebenden Juden sowie die deutsch-jüdischen und politischen Flüchtlinge durch sich ständig verschärfende Bestimmungen ihrer Bewegungsfreiheit und zuletzt auch ihres Besitzes beraubt. Gerth Schreiner, der aus Düsseldorf in die Niederlande geflohen war, nahm sich aus Verzweiflung über den deutschen Einmarsch am 16. Mai 1940 das Leben. Zwei Tage später wurde der österreichische NS-Funktionär Arthur Seyß-Inquart als „Reichsstatthalter“ für die besetzten Niederlande eingesetzt. Damit übernahm er die Verantwortung für die Verwaltung der Niederlande, die Rekrutierung von niederländischen Zwangsarbeitern und auch die Verfolgung der in den Niederlanden lebenden Juden. Drei Viertel der jüdischen Bevölkerung, die von der einsetzenden Verfolgung betroffen wurde, waren Flüchtlinge aus Deutschland und Polen (rund 22.000 Personen). Unmittelbar nach dem Amtsantritt erließ Seyß-Inquart Gesetze und Verordnungen, die die wirtschaftliche Ausbeutung, die Registrierung, Ghettoisierung, Kennzeichnung und ab 1941 auch die gezielte Verhaftung von Juden zu Folge hatten. Ab Sommer 1942 wurden die bei Razzien aufgegriffen Juden im so genannten „Judendurchgangslager“ Westerbork interniert. Unter den dort Festgehaltenen waren mindestens 450 ehemalige Düsseldorfer.

Das Lager Westerbork war 1939 als Flüchtlingslager von der niederländischen Verwaltung eingerichtet worden, um vor allem die deutsch-jüdischen Flüchtlinge aufzunehmen. Offiziell wurde es erst am 1. Juli 1942 in ein „polizeiliches Judendurchgangslager“ umgewandelt und unter direkte deutsche Verwaltung mit einem deutschen SS-Lagerkommandanten gestellt. Vom 12. Oktober 1942 bis zum April 1945 war der Düsseldorfer Albert Konrad Gemmeker (1907-1982) Kommandant des Lagers Westerbork.

Ab 1942 verließen regelmäßig (in der Regel dienstags) Deportationstransporte das Lager Westerbork. Ziel waren die Vernichtungslager Sobibór und Auschwitz-Birkenau. Acht Transporte führten in das Konzentrationslager Bergen-Belsen in der Nähe von Celle, und sechs Züge gingen von Westerbork in das Ghetto Theresienstadt. Der letzte Deportationszug verließ das Lager Westerbork am 3. September 1944. Insgesamt wurden aus den Niederlanden etwa 107.000 Juden deportiert und ermordet, darunter viele vormalige Düsseldorferinnen und Düsseldorfer.
Mithilfe von nichtjüdischen Familien und politischen Widerstandsgruppen, wie zum Beispiel der Gruppe um Joop Westerweel, konnten Juden mit gefälschten Dokumenten ausgestattet werden oder in Verstecken untertauchen und so den ersten Verhaftungswellen entgehen. Auch im Versteck drohte beständig die Gefahr, verraten oder durch Zufall entdeckt zu werden. Seit dem Sommer 1943 durchkämmten niederländische Freiwillige, beispielsweise die berüchtigte „Kolonne Henneicke“, die Stadt Amsterdam und suchten gezielt nach untergetauchten jüdischen Bewohnern. Man schätzt, dass sie über 3.400 versteckte Juden an die Deutschen auslieferten und jeweils pro Person eine Prämie erhielten. Aber auch praktische Gründe wie Verpflegungsprobleme, Krankheit, Streitigkeiten mit den Helfern/Quartiergebern konnten für Untergetauchte eine große Gefahr werden und zum Adresswechsel – oder schlimmer – noch zur Entdeckung führen. An den Folgen der unzureichenden medizinischen Pflege im Versteck verstarb die aus Düsseldorf-Benrath stammende und an Diabetes erkrankte Helene Blumenfeld am 8. Oktober 1944 in Amersfoort.

Internierung und Deportation aus Frankreich

Aufgrund der militärischen Niederlage 1940 war Frankreich auf vertraglicher Basis nach dem deutsch-französischen Waffenstillstand in zwei Zonen geteilt worden: Paris, der Norden und ein Streifen im Westen des Landes standen unter deutscher Besatzung, während der unbesetzte Süden von einer französischen Regierung unter Henri Philippe Pétain stand („Vichy-Regime“).

Neben den 1940 neu eintreffenden Flüchtlingen aus Belgien hielten sich zum Zeitpunkt des Kriegsbeginns am 1. September 1939 schon viele tausende Flüchtlinge aus Deutschland, Österreich, Polen, Spanien und Italien in Frankreich auf. Viele von ihnen hatten ab 1933 dauerhaft in Frankreich Asyl gesucht, andere warteten noch auf ein Visum, auf ihre Schiffspassage oder ihre Ausreise nach Nord- oder Südamerika. Um „unerwünschte“ Ausländer aufzunehmen, hatte die französische Regierung erste improvisierte Internierungslager entlang der spanischen Grenze für fast 200.000 spanische Bürgerkriegsflüchtlinge einrichten lassen. Für politische Flüchtlinge gab es beispielsweise ein Lager für Frauen in Rieucros und für Männer in Le Vernet. Generell internierte die französische Regierung nach Kriegsbeginn 1939 alle „feindliche“ Ausländer, die sich in Frankreich aufhielten.

Im Waffenstillstandsabkommen vom 22. Juni 1940 wurde auch vereinbart, dass deutsche politische Häftlinge von den französischen Behörden an die Gestapo ausgeliefert werden. Gleichzeitig erließ das Vichy-Regime in den sogenannten Judenstatuten antijüdische Gesetze. 1942 wurde auch im unbesetzten Teil Frankreichs der „Judenstern“ eingeführt.

Internierungslager, in denen Juden und politische Widerstandskämpfer aus der Region Düsseldorf festgehalten wurden, waren unter anderem die Lager Les Milles und Gurs. Das Internierungslager Les Milles lag in der Nähe der südfranzösischen Stadt Aix en Provence. Die Internierten wurden auf dem Gelände einer stillgelegten Ziegelei untergebracht. Das Barackenlager Gurs lag in der französisch-spanischen Grenzregion, etwa 80 Kilometer von der spanischen Grenze entfernt. Über die katastrophalen hygienischen Zustände und die mangelhafte Verpflegung liegen zahlreiche Berichte vor.

Im Juli 1942 begannen französische Polizei und Verwaltung in Kooperation mit den deutschen Behörden mit den Deportationen ausländischer und französischer Juden aus dem Süden Frankreichs in die Vernichtungslager. Internierte, unter ihnen die Düsseldorfer Max Lilienfeld und Max Levy, wurden zunächst in das „Durchgangslager“ Drancy überführt. Aus diesem Sammel- und Durchgangslager, 20 Kilometer nordöstlich von Paris gelegen, wurden sowohl französische wie auch nach Frankreich geflohene deutsche, österreichische und polnische Juden in die Vernichtungslager „im Osten“ deportiert. Das Lager bestand aus Wohnhäusern der Siedlung von La Muette. Der erste Deportationszug mit dem Ziel Auschwitz verließ das Lager am 27. März 1942. Insgesamt verließen bis zum 23. Juni 1943 42 Transporte den Bahnhof Bourget-Drancy. Weitere einundzwanzig Deportationstransporte wurden über den Bahnhof Bobigny abgewickelt. Ziele der gesamten aus Drancy erfolgten Transporte waren Auschwitz-Birkenau (58), Majdanek (2), Sobibór (2). Im einzigen Transport von Drancy (Bahnhof Bobigny) nach Kaunas/Reval (heute Tallinn) vom 15. Mai 1944 war auch der Mettmanner Gustav Simson, an den heute ein „Stolperstein“ erinnert.

Hildegard Jakobs

Die Deportationen aus Düsseldorf

Die Situation in Düsseldorf

Nach der Pogromnacht 1938 waren zusätzlich jüdische Bürger aus kleineren Orten und ländlichen Regionen verstärkt in die Großstädte gezogen, als ihre Heimatgemeinden „judenfrei“ gemacht werden sollten, sie ihrer Lebensgrundlage beraubt und darum auf jüdische Hilfsorganisationen in den größeren Städten angewiesen waren. Viele waren zu Verwandten, die in Düsseldorf lebten, gezogen. Nach Kriegsbeginn 1939 wurde ihnen zunehmend jede Lebensgrundlage entzogen. Mobilität und ihr Alltag wurden Schritt für Schritt eingeschränkt und durch diskriminierende Gesetze und Verordnungen reglementiert. Durch Mietkündigungen und sozialen Druck erfolgte der Umzug jüdischer Familien und Einzelpersonen in sogenannte „Judenhäuser“. Das waren in der Regel Immobilien, die einen jüdischen Eigentümer hatten. Die Wohnungen wurden aufgeteilt und weitere jüdische Mieter aufgenommen.

Mit der Einführung der Zwangsnamen „Sara“ und „Israel“ und vor allem der im September 1941 verfügten Anordnung, an der Kleidung einen gelben „Judenstern“ zu tragen, wurden die jüdischen Bürger sichtbar stigmatisiert und von der restlichen Bevölkerung isoliert. Die noch im Deutschen Reich lebenden Juden waren vollständig „erfasst“, viele jüdische Frauen und Männer waren seit Spätsommer 1939 zum „Arbeitseinsatz“ verpflichtet worden. Ab dem 23. Oktober 1941 war eine Auswanderung aus dem Deutschen Reich gänzlich unmöglich, da der Chef der Gestapo, Heinrich Müller, im Auftrag Heinrich Himmlers alle Dienststellen der Sicherheitspolizei angewiesen hatte, die Auswanderung von Juden mit sofortiger Wirkung zu verhindern. In diesen letzten Monaten des Jahres 1941 intensivierte die NS-Führung die Vorbereitungen zur Deportation der jüdischen Bevölkerung des „Altreiches“.

Im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) in Berlin wurden die Entscheidungen zur Deportation getroffen und an die jeweils für die Umsetzung der Bestimmungen zuständigen Behörden gegeben. Für die jüdischen Bewohner der Region um Düsseldorf war für die Durchführung der Deportationen die Gestapo-Leitstelle Düsseldorf zuständig. Sie fungierte als Bindeglied zu den ebenfalls eingebundenen Behörden wie den Stadtverwaltungen, Finanzbehörden und der Reichsbahn.

„Sammlung“ zum Transport ab Düsseldorf-Derendorf

Seit 1933 zum Zeitpunkt der einsetzenden großen Deportationen von 1941 waren mehr als die Hälfte der Düsseldorfer Juden aus dem Land geflohen. Auch in den anderen Städten des Regierungsbezirks Düsseldorf hatte die jüdische Bevölkerung stark abgenommen. Insgesamt hatten 1939 noch 9.303 Juden im Regierungsbezirk Düsseldorf gelebt, davon waren 8.408 sogenannte „Glaubensjuden“. Über 6.000 von ihnen, Männer, Frauen und Kinder, wurden ab Oktober 1941 vom Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf in die Ghettos und Vernichtungslager deportiert. Betroffen waren jüdische Bewohner aus Dinslaken, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Krefeld, Mönchengladbach, Mülheim, Neuss, Rheydt, Remscheid, Oberhausen, Solingen, Wuppertal sowie aus den Landkreisen Düsseldorf-Mettmann, Grevenbroich, Kempen-Krefeld, Moers, Wesel und Viersen.

Die Staatspolizeileitstelle Düsseldorf benutzte im offiziellen Sprachgebrauch für die Deportationen die Worte „Evakuierung nach dem Osten“, „Umsiedlung“ oder „Abschiebung“. In die Organisation der Transporte waren neben der Gestapo auch die Dienststellen der jeweiligen Regierungspräsidenten, die Reichsbahndirektionen, die Schutzpolizei, die Stadtverwaltungen, Gesundheitsämter und die Steuer- und Finanzbehörden eingebunden.

Zwischen 1941 und 1944 verließen mindestens acht Massentransporte Düsseldorf: am 27. Oktober 1941 nach Litzmannstadt (Łódź), am 10. November 1941 nach Minsk, am 11. Dezember 1941 in das Ghetto von Riga, am 22. April 1942 und am 15. Juni 1942 nach Izbica (Bezirk Lublin), am 21. Juli 1942, 25. Juli 1942 und am 25. Juni 1943 in das Ghetto Theresienstadt.

Die „Sammlung“ der jeweiligen „Transportteilnehmer“ erfolgte in der Regel im Städtischen Vieh- und Schlachthof an der Rather Straße im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf, wo sich alle zur Deportation Aufgeforderten am Vortag des Transports einfinden mussten. Die meisten Juden aus den anderen Städten und Umland kamen mit Regelzügen am Düsseldorfer Hauptbahnhof an und legten den Weg zum Schlachthof mit der Straßenbahn zurück. Auf dem Schlachthofgelände fanden dann Gepäckkontrollen und Leibesvisitationen statt. Die Nacht verbrachten die Frauen, Männer und Kinder in der Viehhalle – auf nassen Böden, die kleinen Kinder in den Viehtrögen liegend. Am nächsten Morgen wurden sie – bewacht von einem Kommando der Schutzpolizei – zur Verladerampe des Güterbahnhofs Düsseldorf-Derendorf gebracht.

27. Oktober 1941: Deportation nach Litzmannstadt/Łódź

Der erste Zug aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf verließ am 27. Oktober 1941 die Stadt mit 1.003 Personen. Bestimmungsziel war das Ghetto von Litzmannstadt, in der seit April 1940 nach dem deutschen General Litzmann umbenannten polnischen Stadt Łódź. Neben 250 Düsseldorfern waren 250 Menschen aus Essen, 200 aus Wuppertal, 75 aus Mönchengladbach, je 50 aus Duisburg, Krefeld und Oberhausen und weitere 75 aus den Landkreisen Geldern, Grevenbroich-Neuss, Kempen-Krefeld, Kleve, Moers und Rees für diesen Transport vorgesehen. Tatsächlich waren 266 Düsseldorfer Opfer dieser ersten Deportation.

Im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź

Das Ghetto – ein zunächst rund sieben, dann etwa vier Quadratkilometer großer eingezäunter Bereich im ärmsten Viertel der Industriestadt Łódź – war zwischen Februar und April 1940 errichtet worden. Eine Vielzahl von Betrieben – sogenannte Ressorts – war nach und nach geschaffen worden, in denen die Ghettobewohner für die deutsche (Kriegs-)Wirtschaft arbeiten mussten. Überlebenschancen hatten meist nur diejenigen, die eine Arbeit fanden. Bis Oktober 1941 lebten ca. 160.000 polnischen Juden im Ghetto. Zwischen dem 16. Oktober und 5. November 1941 kamen über 20.000 Juden aus dem deutschen Reichsgebiet (dem „Altreich“) dazu. Der „Düsseldorfer Transport“ war der 13te Transport der Reihe von insgesamt 20 Transporten, die aus Österreich, Luxemburg und der Tschechoslowakei, aus Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf dort eintrafen. Die Transporte wurden im Ghetto in so genannte „Kollektive“ umbenannt und die meisten zunächst gemeinsam jeweils in Massenunterkünfte eingewiesen, das „Düsseldorfer Kollektiv“ in die früheren Volksschulgebäude Fischstraße 15 und Fischstraße 21. Bis zu siebzig Personen in ein Klassenzimmer. Bei der Ankunft gab es keinerlei Einrichtung, keine Schränke, Tische, Stühle oder Betten, kein fließendes Wasser, keine Kochgelegenheit. Eine Wasserpumpe und drei Latrinen befanden sich im Hof.

Die Lebenswege der 1.003 Deportierten des „Düsseldorfer Transports“ und die Vorgeschichte dieser ersten Deportation sind in einem großangelegten Forschungsprojekt recherchiert und publiziert worden.

193 Mitglieder des „Düsseldorfer Kollektivs“ starben im Ghetto an den Folgen von Krankheiten und Unterernährung, 474 wurden im Mai 1942 während der ersten Ermordungsaktion im ca. 60 Kilometer westlich gelegenen Vernichtungslager Chełmno (Kulmhof) ermordet. Weitere 160 fielen der Ermordungsaktion vom September 1942 zum Opfer; 57 wurden im Juni/Juli 1944 in den letzten Ermordungsaktionen in Chełmno ermordet und weitere 69 wurden im August 1944 nach Auschwitz deportiert – mindestens 20 von ihnen überstanden die erste „Selektion“ in Auschwitz. Dreizehn Mitglieder des „Düsseldorfer Kollektivs“ erlebten das Kriegsende, darunter waren Hildegard Levison, Erna Sostheim und Günter Wolff aus Düsseldorf, an deren Angehörige „Stolpersteine“ erinnern.

10. November 1941: ein Deportationstransport nach Minsk

Am 10. November 1941 wurden 993 Männer, Frauen und Kinder aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf in das Ghetto von Minsk deportiert. Über 627 von ihnen waren aus Düsseldorf. Es war die größte Deportation von Düsseldorfern. Für diese Deportation gab es bereits veränderte Bestimmungen darüber, was die zur Deportation Vorgesehenen mitführen durften: 50 Reichsmark und 20 Kilo Gepäck (vorher waren es 100 Reichsmark und 50 Kilo gewesen). Über den Transportverlauf existiert in der Wiener Libary der Bericht des begleitenden Hauptmanns der Düsseldorfer Schutzpolizei Wilhelm Meurin, vom 22. November 1941.

Situation im Ghetto Minsk

Im Ghetto der Stadt Minsk in Weißrussland kamen im November/Dezember des Jahres 1941 sieben Deportationstransporte mit insgesamt knapp 7.000 Personen an. Das Ghetto hatte eine Größe von zwei Quadratkilometern. Die Stein- und teilweise Holzhäuser verfügten in der Regel nicht über fließendes Wasser, und auch die sanitären Einrichtungen waren katastrophal. In den ersten acht Monaten verstarb ein Achtel der Ghettobevölkerung an den Folgen der Mangelernährung und der daraus resultierenden Krankheiten. Im Ghetto befanden sich zunächst russische Juden, hinzu kamen solche, die aus dem „Altreich“ dorthin deportiert worden waren. Sie bildeten fünf Viertel: das „Hamburger“, das „Berliner“, das „Bremer“, das „Wiener“ und das „Rheinland“-Viertel. Im letzteren waren auch die Deportierten des „Düsseldorfer Transports“ vom November 1941 untergebracht worden. Im rund 12 Kilometer entfernten Maly Trostinec wurden in mehreren „Aktionen“ im Jahr 1942 und einer im Mai 1943 Tausende der Minsker Ghettobewohner erschossen. Es existiert die eindrückliche Schilderung des Schreiners und Soldaten Max Luchner, der als Wehrmachtssoldat in Minsk eingesetzt war. Ihm gelang es, mit der Düsseldorfer Ärztin Dr. Hedwig Jung-Danielewicz und mit Hertha Levy, an beide erinnert in Düsseldorf ein „Stolperstein“, Kontakt aufzunehmen und sie mit Lebensmitteln zu versorgen. Luchner schildert in einem Brief auch eine der großen Ermordungsaktionen des Jahres 1942, in der – wie er schreibt – etwa 4.000 deutsche Juden (die meisten aus Hamburg, dem Rheinland und Berlin) starben. Weitere 2.000 Bewohner des Ghettos Minsk wurden im August 1943 in das Vernichtungslager Sobibór deportiert und dort ermordet.

Vom „Düsseldorfer Transport“ überlebten Günther Katzenstein, Fritz Strauss, Herbert Herz und seine Frau Ilse sowie ihr erst sechsjähriger Sohn Dan.

11. Dezember 1941: „Da 38“ nach Riga

Mit dem Transport in das Ghetto Riga am 11. Dezember 1941 wurden 1.007 Juden, die im Regierungsbezirk Düsseldorf lebten, deportiert. Die meisten kamen aus Duisburg, Krefeld, Mönchengladbach und kleineren Orten am Niederrhein oder aus Hilden, Langenfeld, Leverkusen und Monheim. Aus Düsseldorf kamen nur 19 der Deportierten. Bekannt ist diese Deportationen nicht nur wegen der Berichte einiger Überlebender, sondern auch durch den immer wieder in der Forschungsliteratur zitierten Bericht des Düsseldorfer Hauptmanns der Schutzpolizei Paul Salitter. Zusammen mit 15 Schutzpolizisten war er für die Bewachung und Begleitung des Zuges bis nach Riga zuständig gewesen und hatte im Anschluss – wie bei jeder Deportation vorgesehen – einen Erfahrungsbericht verfasst und ein Exemplar an das Reichssicherheitshauptamt in Berlin geschickt.

Im Ghetto von Riga

Als die deutschen Juden in das Ghetto der lettischen Stadt Riga eingewiesen wurden, war es wenige Tage zuvor von seinen einheimischen Bewohnern gewaltsam geräumt worden. Die aus Emmerich stammende Überlebende Emmi Nathan (geboren 1925) berichtete später: „Wir waren überrascht, Lebensmittel auf den Tischen und Kleidung in den Spinden vorzufinden, aber dann fanden wir heraus, dass einige Tage vor unserer Ankunft meist Frauen und Kinder als auch arbeitsunfähige Männer umgebracht worden waren, um für uns Platz zu machen.“ Und der aus Schiefbahn stammende Werner Rübsteck (1927-2011) berichtete 1996: „Das Ghetto war geteilt. Da war das „deutsche“ Ghetto und auf der anderen Seite war das „lettische“ Ghetto, wo überhaupt keine Frauen mehr waren, man hatte vier Tage bevor wir kamen, eine große „Aktion“ gemacht und die lettischen Juden erschossen in Rombuli, in Hochwald, um für die deutschen Juden Platz zu machen.“

Im Ghetto von Riga starben viele der Bewohner an Hunger und Krankheiten. Ort gezielter Ermordungsaktionen war Riga-Kaiserwald. Einige der am 11. Dezember 1941 aus Düsseldorf Deportierten überlebten in Arbeitskommandos. Von den Ghettobewohnern befanden sich Ende 1942 rund 12.000 Juden im „Arbeitseinsatz“, etwa 2.000 auf dem Ghettogelände, die meisten wurden jedoch regelmäßig in Kolonnen zu den jeweiligen Arbeitsstätten geführt.

Im März 1942 wurden aus dem Ghetto etwa 1.900 als „arbeitsunfähig“ ausgewählte Männer, Frauen und Kinder unter dem Vorwand, in Dünamünde zu einfacher Arbeit bei der Fischverarbeitung eingesetzt zu werden, in den Wald von Biķernieki (Hochwald) gebracht und erschossen. Im Rigaer Vorort Kaiserwald wurde ein Barackenlager, KZ (Riga-)Kaiserwald genannt, eingerichtet, in welches die ersten vierhundert Ghettobewohner im Juli 1943 überführt wurden. Damit begann die stufenweise Räumung des Ghettos. Die letzten Ghettobewohner und KZ-Häftlinge wurden am 6. August 1944 mit dem Schiff „Bremerhafen“ über Danzig in das Konzentrationslager Stutthof überführt.

72 Überlebende des „Düsseldorfer“ Transports wurden zu Kriegsende in Konzentrations- oder Arbeitslagern befreit. Von einigen haben sich Berichte erhalten. Die Überlebende Hilde Zander aus Mönchengladbach hat ein Buch über ihre Erlebnisse im Ghetto von Riga verfasst.

22. April und 15. Juni 1942: „Da 52“ und „Da 22“ nach Izbica

Die beiden nächsten Transporte im Frühjahr 1942 führten in den Ort Izbica, wenige Kilometer entfernt von Lublin und dem Vernichtungslager Majdanek. Der erste Transport mit Juden aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf wurde um angehängte Waggons mit Juden aus Aachen sowie aus Koblenz erweitert.

In den Meldeunterlagen der Betroffenen wurde nicht mehr der Zielort angegeben, wie es bei den ersten drei Deportationen der Fall war, sondern nur noch „unbekannt verzogen“. Unter den am 22. April 1941 941 Deportierten waren 48 aus Düsseldorf.

Der Deportationszug „Da 22“ vom 15. Juni 1942 bestand aus insgesamt 15 Personenwaggons und neun Güterwagen. Der Zug kam bereits mit einer großen Gruppe von Deportierten (insgesamt 450 Personen) aus dem Raum Koblenz. Die dortige Stapostelle stellte auch die Begleitmannschaft der Schutzpolizei. In Koblenz waren etwa 250 jüdische Patienten aus den Jacoby’schen Anstalten in Bendorf-Sayn dem Transport zugeteilt worden (unter ihnen waren die Düsseldorfer Walter Joseph und Franz-Anselm Cohen-Altmann) in Güterwaggons gepfercht worden. In einem Telegramm von Adolf Eichmann aus Berlin vom 3. Juni 1942 an die Stapo(leit)stellen Düsseldorf, Koblenz, Aachen und Köln, heißt es „einschließlich der Schwachsinnigen aus der Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-[Sayn]“ Weitere 318 Juden mussten in Köln zusteigen, darunter waren Bewohner des Lagers Much und aus Bonn. In Köln wurden insgesamt neun Personenwagen angehängt. Die Stapostelle Aachen hatte die Deportierten für drei weitere Personenwaggons zusammengestellt. In dem bereits zitierten Telegramm von Adolf Eichmann heißt es: „Aus Aachen sind die Juden im Einvernehmen mit der Reichsbahndirektion Köln unter Ausnützung von Regelzügen rechtzeitig zur Verladung nach Köln heranzubringen.“ In Düsseldorf war nur ein weiterer Zwischenhalt gegen 5 Uhr morgens eingeplant, bei dem in die drei vorderen Personenwagen 62 Männer und 80 Frauen aus Düsseldorf, Duisburg und Essen zusteigen sollten, unter ihnen war die Düsseldorferin Julie Goge. Ebenfalls zu diesem Transport vorgesehen waren die Bewohner des „Judenhauses“ Grupellostraße 8 in Düsseldorf, Josef und Helene Cahn und Auguste Leven. Sie nahmen sich zuvor das Leben.

Dieser zweite Transport, der über Düsseldorf offiziell nach Izbica führte, wurde von Lublin nach der Auswahl von einigen „arbeitsfähigen“ Männern sofort in das Vernichtungslager Sobibór geleitet, wo alle Transportteilnehmer ermordet wurden.

Das Vernichtungslager Sobibór

Der Ort Sobibór liegt im östlichen Polen an der Grenze zu Weißrussland. Das gleichnamige Vernichtungslager wurde im Frühjahr 1942 errichtet. Die dorthin Deportierten wurden in Gaskammern ermordet. Die Transporte kamen aus den in der Nähe gelegenen Ghettos im Distrikt Lublin, sowie aus den Ghettos Theresienstadt und Minsk. Weitere Deportationen führten aus Lagern in den Niederlanden (Westerbork und Vught) direkt nach Sobibór. Unter den Opfern dieser Transporte waren die in die Niederlande geflohenen Düsseldorfer Ottilie David, Sali Eichwald und Heinrich Pfingst. Auch drei Transporte aus dem französischen Lager Gurs führten im März 1943 nach Sobibór.

Die Situation im Ghetto Izbica

Aussagekräftige Quellen über das Ghetto von Izbica sind kaum überliefert. Noch 1968 teilte der Internationale Suchdienst des Roten Kreuzes (ITS Arolsen) mit: „dass uns über das Schicksal der 941 Personen nach dem 22. April 1942 nichts bekannt ist.“

Im Rahmen eines Forschungsprojektes des britischen Historikers Mark Roseman, der über das Überleben der Essenerin Marianne Strauß recherchierte, fanden sich mehrere Briefe und ein Bericht aus Izbica aus der Feder des Esseners Ernst Krombach, der mit seinen Eltern im Transport vom 22. April 1942 war. Ernst Krombach schilderte in einigen Briefen Marianne Strauß die Ankunft und die ersten Monate in Izbica: „Abends bei Regenwetter kamen wir in I. an. Von Jüd. Polizei und S.S. abgeholt wurden wir in voller Dunkelheit in Löcher gesteckt, höhlenähnlich. […] I. ist ein Dorf das in einer Talmulde versteckt liegt und früher größtenteils von Juden (polnischen) bewohnt war – ca 3000. […] Die ‚Häuser’ sind größtenteils aus Holz oder Lehm und bestehen aus 1 oder 2 ‚Zimmern’. Alles verdreckt und verlaust. […] Zu 12 Personen […] in einem 2 x 4 m grossen Höhlenraum. Vorn 2 Tische, 2 selbstgezimmerte Bänke, 4 organisierte Stühle, 1 Herd; mitten auf luxuriösem Holzboden (anders: Lehm) und Strohsäcken die ‚Betten’ […] Nun zum ‚Judenstaat’: Bevor der 1. Transport hier einzog, wurde I. von den Polnischen Juden größtenteils gesäubert. D.h. von S.S. mit Knarre und Stöcken. Im März zog nun der 1. Transport hier ein – aus der Tschechoslowakei. […] Dann kamen die Transporte nacheinander: Aachen, Nürnberg, Aachen-Düren, Breslau, Essen, Stuttgart, Frankfurt, 2 x Slowakei, 2 x Theresienstadt usw. […] Von ca. 14.000 hier angekommenen Juden sind heute nur noch ca. 2-3000 da. Diese Leute gehen mit noch weniger in Viehwagen und schärfster Behandlung hier los, d.h. mit dem, was sie am Leibe tragen. […] Die Verpflegung bildet für alle hier eine Hauptsorge. Viele, die an Unterernährung zu Grunde gehen. […] Wer kein Geld, keine Verwandten oder Bekannten in Deutschland hat, der Sachen schickt, nichts mehr zum Verkaufen hat, kann verhungern – oder stiehlt.“

Am 22. Oktober 1942 wurde das Ghetto Izbica „geräumt“, und die Insassen wurden zusammen mit Juden aus der Region in Massenerschießungen im Lubliner Bezirk ermordet. Ende des Jahres 1942 waren von den im April 1942 aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf nach Izbica Deportierten nur noch etwa 60 Menschen am Leben, alle anderen waren getötet oder weiter deportiert worden, verhungert oder einer Krankheit zum Opfer gefallen.

21. und 25. Juli 1942: „Da 70“ und „Da 71“ nach Theresienstadt

Mit den Transporten in das Ghetto Theresienstadt sollten aus Deutschland insbesondere Juden deportiert werden, die älter als 65 Jahre waren, viele von ihnen Träger von Kriegsauszeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg.

Am 21. Juli 1942 verließ ein Transport mit 966 Personen aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf den Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf, darunter auch das Ehepaar Robert und Käthe Glücksmann sowie der 84jährige Oskar Manes aus Düsseldorf. Wenige Tage später, am 25. Juli 1942, folgte ein weiterer Transport mit 981 Personen. In Theresienstadt wurden die beiden aus Düsseldorf kommenden Transporte mit der Kennung VIII/I und VIII/II eingetragen. Vor den beiden Transporten hatten fünf Personen den Suizid als letzten Ausweg gewählt, sechs waren in den Untergrund gegangen.

Ein weiterer Transport aus Düsseldorf erreichte das Ghetto Theresienstadt am 25. Juni 1943. Die 32 Personen wurden mit einem an einen „Regelzug“ angehängten „Sonderwaggon“ deportiert. In einem Schnellbrief der Gestapoleitstelle Düsseldorf an die Außendienststelle Essen vom 11. Juni 1943 heißt es: „Zur Verhinderung eines Flucht- oder Selbstmordversuches sind diese Juden am 24.6.1943, nachdem sie die Vermoegenserklaerung im Beisein eines Beamten der dortigen Dienststelle ausgefuellt haben, festzunehmen und am gleichen Tage mit dem nach den Richtlinien vorgeschriebenen Gepaeck einschl. RM 50,- pro Person nach hier, Bilkerstr. 25 (Juedische Gemeinde) zu ueberfuehren.

Am 9. September 1943 wurden weitere neun Juden, sieben davon aus Essen, ins Ghetto Theresienstadt überführt. Ein letzter Transport aus Düsseldorf direkt nach Theresienstadt mit 14 Deportierten fuhr am 13. Januar 1944 ab.

Im Ghetto Theresienstadt

Die 1780 gegründete Garnisonstadt Theresienstadt (Terezin) liegt etwa 60 Kilometer nordwestlich von Prag. Aufgrund ihrer sternförmigen Festungsanlagen war sie sehr gut abzuschließen und zu kontrollieren. Als Ghetto wurde sie ab November 1941 genutzt und war zunächst Deportationsziel für jüdische Familien aus Böhmen und Mähren. Sowohl in der nationalsozialistischen Propaganda als auch in den ersten Forschungspublikationen nach dem Krieg wurde Theresienstadt oftmals als „Musterghetto“ dargestellt. Jedoch war es nicht nur wegen der Lebensbedingungen, sondern auch wegen der Weitertransporte in die Vernichtungslager ein „Sterbeghetto“.

In der Zeit von Oktober 1942 bis zum 28. Oktober 1944 verließen große Transporte das Ghetto mit Ziel Treblinka und Maly Trostinec, wo fast alle Deportierten sofort ermordet wurden. Mitte des Jahres 1944 begann eine Deportationswelle aus dem Ghetto Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz. Opfer dieser letzten Deportationen waren auch die Düsseldorferinnen Frieda Baum, Berta Dirks, Käthe Glücksmann und Hulda Hornstein sowie Frieda Leers mit ihrem Sohn Wilhelm.

Im Februar 1945 verließ ein weiterer Transport das Ghetto, es hieß (wahrheitsgemäß) von Seiten der SS – was viele Ghettobewohner allerdings bezweifelten – dass der Zug in die Schweiz ginge. Unter den Geretteten befand sich auch Meta Klein aus Mönchengladbach-Rheydt.

Als die Front näher rückte, erreichten das Ghetto Theresienstadt auch „Evakuierungstransporte“ mit Häftlingen aus anderen Lagern. Am 8. Mai 1945 wurde das Ghetto Theresienstadt durch sowjetische Panzertruppen befreit. Von den beiden 1942 von Düsseldorf ausgegangenen Deportationen überlebten 120 Personen. Vom Transport vom 13. Januar 1944 überlebten 10 Personen.

Das Vernichtungslager Treblinka

Von den drei 1942 für die Mord-„Aktion Reinhardt“ eingerichteten Vernichtungslagern Sobibór, Bełzec und Treblinka war Treblinka das größte. Von Juli 1942 bis August 1943 wurden hier, nordöstlich von Warschau, die ankommenden Juden, Sinti und Roma und im Rahmen der „Euthanasie“ „ausgesonderte“ Patienten systematisch in Gaskammern ermordet.

In Düsseldorf fanden zwei Treblinka-Prozesse statt, der erste zwischen dem 12. Oktober 1964 und dem 3. September 1965 vor dem Landgericht Düsseldorf gegen den letzten Lagerkommandanten Kurt Franz und neun andere Täter. Im zweiten Düsseldorfer Treblinka-Prozess vom 13. Mai bis 22. Dezember 1970 wurde der ehemalige Lagerkommandant Franz Stangl zu lebenslanger Haft verurteilt. Während der Revision starb Stangl am 28. Juni 1971 an einem Herzinfarkt.

Die Deportation nach Auschwitz im März 1943

Anfang März 1943 gab es eine Deportation, die in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau führte. Auch Juden aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf waren in diesem Transport. Die Gesamtorganisation und die Zusammenstellung der Transportteilnehmer hingen vermutlich mit der Berliner „Fabrik-Aktion“ zusammen. Der Transport erreichte seinen Bestimmungsort mit insgesamt 1.500 Personen. Viele Juden kamen aus Berlin, aber auch Juden aus dem restlichen Reich: aus Paderborn, Hannover, Erfurt, Dresden und weiteren Orten waren in Waggons an den Zug angehängt worden. Am 3. März 1943 wurde seine Ankunft in Auschwitz vermerkt. Der viele Jahre in Düsseldorf lebende Künstler und spätere Lehrer an der Jüdischen Volksschule an der Kasernenstraße, dann in Berlin, Julo Levin, wurde ebenfalls 1943 aus Berlin direkt nach Auschwitz deportiert und ermordet. An ihn erinnert ein „Stolperstein“ in Düsseldorf.

Die Deportation vom 17. September 1944

Ein letzter Deportationszug, vor allem mit Frauen und Männern aus sogenannten „privilegierten Mischehen“, verließ Düsseldorf am 17. September 1944. Als „Mischehen“ bezeichneten die Nationalsozialisten die Lebensgemeinschaften, in denen ein Partner „deutschen Blutes“, also „arisch“ war, der andere nicht. Nach den „Nürnberger Gesetzen“ von 1935 waren diese Eheschließungen verboten, Männer und Frauen, die zu diesem Zeitpunkt schon in „Mischehe“ lebten, wurden in den folgenden Jahren auf vielfältige, teilweise äußerst brutale Weise unter Druck gesetzt. So wurde oft der „arische“ Ehepartner zur Scheidung getrieben. Diese bedeutete aber für den jüdischen Ehepartner den Wegfall eines gewissen Schutzes, der insbesondere in den Jahren nach 1941 das (Über)Leben bedeutete. Im September 1944 entfielen die bis dato geltenden Privilegien. Die jüdischen Ehepartner sollten sich nun zum Abtransport bereit halten. Nicht wenige der Betroffenen in Düsseldorf tauchten daraufhin unter. Etwa 120 Frauen und 120 Männer, die diesen Schritt aus verschieden Gründen nicht wagten oder keinerlei Beziehungen zu nichtjüdischen Familien hatten, oder Repressionen gegen ihre Angehörigen fürchteten, fanden sich im September 1944 im Düsseldorfer Schlachthof ein. Sie wurden von dort zunächst zum Arbeitslager Lenne deportiert. Das Lager lag in einem Waldgebiet am Rande der Gemeinde Lenne, im Landkreis Holzminden, direkt an der Straße zwischen Eschershausen und Vorwohle. Die meisten der Deportierten kamen über Hannover im Februar 1945 ins Ghetto Theresienstadt, andere in das Lager „Iranische Straße“ in Berlin.

Hildegard Jakobs

Der Krieg in Düsseldorf

Alltag im Krieg

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges galt im Deutschen Reich ein Kriegssonderrecht und das Leben und der Alltag in der Großstadt Düsseldorf wurden kriegsbedingt kontinuierlich beschwerlicher. Mit Intensivierung der alliierten Luftangriffe auf Düsseldorf im Jahr 1941 verschlechterten sich die Lebensbedingungen, Alarme und Aufenthalte in Luftschutzräumen und Bunkern gehörten immer mehr zum Alltag. Viele Kinder wurden mit den so genannten Kinderlandverschickungen in ländliche, weniger gefährdete Regionen gebracht. Die Bevölkerung der Stadt war nun überwiegend weiblich, und das architektonische Gesicht der Stadt zeigte immer tiefere Narben. Zu Pfingsten des Jahres 1943, am 12. Juni, wurden bei einem der schwersten Bombenangriffe auf Düsseldorf mehrere Stadtteile stark zerstört, über 1.200 Menschen getötet und viele verletzt. Unter den Toten befand sich auch der Düsseldorfer jüdische Maler Max Stern, an den ein „Stolperstein“ erinnert. Nach den Bombenangriffen leisteten auch ausländische Zwangsarbeiter und Häftlinge aus Konzentrationslagern und Gefängnissen die gefährliche Arbeit der Blindgänger Beseitigung.

Frontstadt Düsseldorf

Seit März 1945 war Düsseldorf Frontstadt im so genannten Ruhrkessel. Die letzte Rheinbrücke war zerstört, die linksrheinischen Stadtteile Oberkassel und Heerdt hatten die alliierten Verbände eingenommen und beschossen von dort das rechtsrheinische Stadtgebiet. Jagdbomber- und Tieffliegerangriffe gehörten schon längst zum Alltag. Der Beschuss setzte im Gegensatz zu Luftangriffen meist vollkommen überraschend ein. Dementsprechend schwierig war es, rechtzeitig Schutz zu finden.

Die hoffnungslose, zum Teil unübersichtliche Lage animierte auch Soldaten, die in Düsseldorf eingesetzt waren oder sich auf „Heimaturlaub“ hier aufhielten, zum Verschwinden und Untertauchen. „Fahnenflucht“ wurde mit dem Tod bestraft. Heeresstreifen durchsuchten die Stadt nach „Deserteuren“, und auch Personen, die ihnen Unterschlupf gewährt hatten, waren vor ihnen nicht sicher, wie die brutale Ermordung des versteckten Juden Moritz Sommer aufzeigt. Am 17. April 1945 war der Krieg für Düsseldorf beendet.