Gedenkbuch

Das Projekt

Das Projekt

Das Projekt Gedenkbuch

Das Projekt und die Recherche

Das digitale Gedenkbuch der Landeshauptstadt Düsseldorf zur Erinnerung an die jüdischen Opfer 1933 – 1945 dokumentiert die Lebensdaten und Lebenswege von 2.633 Düsseldorferinnen und Düsseldorfern, die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung wurden. Wir haben den Anspruch, diese Menschen als individuelle Persönlichkeiten wieder sichtbar zu machen. Die Nationalsozialisten haben versucht, diese Menschen und ihre Lebenswege aus der Geschichte zu tilgen. Das führte sogar so weit, dass, wie in dem oben dargestellten Dokument aus der Feder der Gestapoleitstelle Düsseldorf, die Meldebehörden angewiesen wurden, nach der Deportation nicht das konkrete Ziel des Transportes einzutragen, sondern nur „unbekannt verzogen“ oder „ausgewandert“. Das digitale Gedenkbuch der Landeshauptstadt Düsseldorf zur Erinnerung an die jüdischen Opfer 1933 – 1945 will dieses Ansinnen umkehren und ein lebensgeschichtliches Gedenken dagegen setzen. Um dies zu ermöglichen, sollen Familienzusammenhänge, Wohnadressen, berufliche Ausbildung und viele Details zu jedem Menschen ermittelt werden. Die Texte werden durch persönliche Fotos und Dokumente ergänzt, wenn dies möglich ist.

Unser besonderer Dank gilt schon an dieser Stelle den ehemaligen Düsseldorferinnen und Düsseldorfern und ihren Nachkommen. Sie überließen uns Dokumente und Fotos aus ihrem Familienbesitz. Sie gaben uns Informationen zu Angehörigen und Freunden, die die Verfolgung nicht überlebten. In den Briefen und Dokumenten werden die zerstörten Lebensentwürfe, vergebliche Hoffnungen und gescheiterte Fluchtversuche deutlich. Aber auch für diejenigen, wo leider keine oder sehr wenige persönliche Dokumente erhalten sind, soll mit den recherchierten Biografien möglichst viel ihrer menschlichen Würde und Integrität zurückgegeben werden.

Wir starten das digitale Gedenkbuch der Landeshauptstadt Düsseldorf zur Erinnerung an die jüdischen Opfer 1933 – 1945 mit den Namen und Kurzdaten der 2.629 Menschen. Sie sind entweder in Düsseldorf geboren, und/oder haben in den Jahren von 1933 bis 1945 hier gelebt und wurden Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung.

Eine von der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf seit 1996 entwickelte und seither stetig erweiterte und aktualisierte Datenbank dient als Grundlage für das digitale Gedenkbuch. Ausgangsbasis der 1996 erstellten Datenbank waren die von der Düsseldorfer Leitstelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) erstellten Deportationslisten, in denen die Namen und Geburtsdaten der aus Düsseldorf nach Litzmannstadt, Minsk, Riga, Izbica, Theresienstadt und Auschwitz Deportierten aufgeführt sind. Eine zweite zentrale Quelle bilden die im Düsseldorfer Stadtarchiv vorhandenen Meldeunterlagen und Hausbucheinträge.  Zusätzlich wurden auch viele personenbezogene Gestapoakten, heute im Landesarchiv NRW aufbewahrt (Bestand RW58) sowie Entschädigungsakten ausgewertet. Eine dritte wichtige Quellenbasis sind die Dokumente der Arolsen Archives. Für das digitale Gedenkbuch wurde zwischen der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und den Arolsen Archives eine enge Zusammenarbeit realisiert,

Die Düsseldorfer Datenbank enthält neben den Lebensdaten der Ermordeten auch die Lebensläufe und Schicksale derjenigen, die wegen der Verfolgung ihre Heimatstadt Düsseldorf nach 1933 verlassen haben. Bei dieser Personengruppe ist die Recherche besonders schwierig, da nicht wenige in den Fluchtländern von der nationalsozialistischen Judenverfolgung wieder eingeholt wurden. So können einige Lebensläufe aufgrund der schwierigen Quellenbasis nicht im gewünschten Umfang rekonstruiert werden. Andererseits können durch neu zugängliche Datenbanken und Quellenbestände im In- und Ausland immer wieder Lücken geschlossen und Einzelbiografien um wichtige Details erweitert werden. Die in der Regel abgefragten Quellen werden unter jeder Biografie aufgeführt. Ausgewertet wurden auch regionale und nationalen Gedenkbücher, insbesondere die digitale Fassung des vom Bundesarchiv im Jahr 1986 herausgegebene zweibändige Gedenkbuchs. „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“.

Zum Start des Gedenkbuches werden etwa 400 Einzelbiografien ausführlich dokumentiert. Dies ist möglich, weil die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf in der Vergangenheit ein umfangreiches und langjähriges Forschungsprojekt zu den Opfern der ersten Deportation aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf in das Ghetto Litzmannstadt durchgeführt hat. Im Rahmen dieses ambitionierten Projektes wurden biografische Texte zu den 1003 Deportierten erarbeitet und publiziert. Unter dieser Gruppe waren auch über 250 Menschen aus Düsseldorf.

Die Texte innerhalb des Gedenkbuchs orientieren sich an den einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen des Archivrechts und des Datenschutzes. Namen von Menschen, die den Schutzbestimmungen dieser Gesetze unterliegen, werden dann genannt, wenn sie an anderer Stelle bereits veröffentlicht sind.

Bei der Schreibweise insbesondere osteuropäischer Gemeinde- und Städtenamen wurde meist der zeitgenössische, auf den Meldeunterlagen vermerkte Ortsname verwendet. Eine umfassende Überprüfung jener Ortsnamensänderungen, die in den vergangenen Jahrzehnten durch die diversen territorialen Verschiebungen von Staatsgrenzen und Sprachräumen erfolgten und ihre jeweilige Anpassung war aus personellen Gründen leider nicht möglich.

Die Schreibweise mancher Personennamen weist gelegentlich unterschiedliche Varianten auf. Dies gilt besonders für aus Osteuropa stammende Personen, die ihren Vor- und Familiennamen bei der polizeilichen Anmeldung oder im Zuge der Beantragung von Staatsangehörigkeit oder Bürgerrecht „eingedeutscht“ haben. Manchmal sind auch Fehler oder Varianten durch Datenübermittlung, Abschriften oder falsche Transkriptionen entstanden. In Zweifelsfällen wurde jener Namensvariante der Vorzug gegeben, die aufgrund der Quellen am wahrscheinlichsten erschien.

Wir sind uns bewusst, dass ambitionierte Projekte, die mit einer großen Menge von Daten und Einzelinformationen arbeiten, ohne Missverständnisse, ohne Lücken und auch ohne Fehler nicht realisierbar sind. Bei aller Umsicht und Sorgfalt war es nicht in jedem Fall möglich, Fehler rechtzeitig zu erkennen, Ungenauigkeiten zu vermeiden oder mangelhafte, fehlerhafte Darstellungen bzw. Zuschreibungen zu korrigieren. Das Team bittet daher schon vorsorglich um Verständnis und Entschuldigung.

Das Gedenkbuch ist kein abgeschlossenes Projekt, es wird sukzessive von den Team der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf korrigiert, ergänzt und erweitert. Anregungen, Verbesserungsvorschläge und Korrekturen sind willkommen, werden eingehend geprüft und gegebenenfalls in Datenbank und online-Gedenkbuch eingearbeitet.

 

Hildegard Jakobs
Projektleiterin