Gedenkbuch

Wagner, Arthur

Arthur Wagner kam am 31. Mai 1925 in Wuppertal-Barmen zur Welt. Seine Eltern waren der Kaufmann Max Wagner und dessen jüdische Frau Flora, geborene Wertheimer. Seine Mutter war am 11. August 1900 in Straßburg als Tochter von Samuel und Jeanette Wertheimer, geborene Blotzheimer, zur Welt gekommen. Arthurs Eltern hatten 1922 geheiratet. Sein Bruder Egon wurde am 12. Juli 1931 in Düsseldorf geboren. 1934 ließen sich die Eltern scheiden. Danach versuchte seine Mutter in den Folgejahren, die Ausreise für sich und ihre Kinder zu organisieren. Dazu stellte sie Passanträge, zu denen von der Gestapo vermerkt wurde: „September 1937 Reisepass nach Frankreich (Weltausstellung)“ und „9. August 1939 zwecks Auswanderung“. Den Anträgen wurde nicht stattgegeben.

1938 lebte Arthur Wagner mit seiner Mutter und seinem Bruder Egon in der Düsseldorfer Wetekamstraße 40 (vor und nach der NS-Zeit ein Teil der Luisenstraße), später zogen sie in eine Wohnung in der zweiten Etage des „Judenhauses“ Truchseßstraße 33 im Stadtteil Gerresheim.

Seine Mutter erhielt von ihrem Ehemann keinen Unterhalt, wurde aber von der Jüdischen Gemeinde unterstützt. Am 11. Juni 1938 feierte Arthur in der kleinen Synagoge in Düsseldorf seine Barmizwa. 

Im Jahr 1941 leitete die Gestapo Untersuchungen gegen seine Mutter Flora Wagner ein, die im März 1941 zu einer Hausdurchsuchung führten. Im Juni 1941 strengte sein Vater Max Wagner ein Verfahren um die Vormundschaft der Kinder an, obwohl er nach der Scheidung auf das Sorgerecht verzichtet hatte. Als sein Vater Max Wagner Arthurs zehnjährigen Bruder Egon kurz vor der angekündigten Deportation zum Abschied besuchte, wollte – wie er nach dem Krieg im Prozess gegen den Düsseldorfer Gestapobeamten Pütz aussagte – um ihm wenigstens einige Indianerfiguren zum Spielen mitzugeben, verhinderte dies Pütz mit den Worten: „Juden brauchen nichts zum Spielen“.

Am 27. Oktober 1941 wurde Arthur Wagner zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort mussten sie mit weiteren Deportierten in das Zimmer 4 der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 einziehen. Später lebten sie im Zimmer 9 in der Fischstraße 15. Im Ghetto gehörte sein Bruder Egon Wagner zu den 62 Kindern im „Düsseldorfer Kollektiv“. Für ihn wurden in einer Liste der Kinder des „Düsseldorfer Kollektivs“ vier absolvierte Schuljahre vermerkt. Vom 31. Dezember 1941 ist eine beschlagnahmte Postkarte seines Bruders Egon an seinen Vater überliefert, in der er sich für die Zusendung von 10 Mark bedankt. Seine Mutter Flora erhielt vom Versorgungsamt Wuppertal eine Kindergeldzulage für ihn von 4,30 RM im Monat.

Im November 1941 versuchte sein Vater Max Wagner durch ein Schreiben an den NS-Innenminister Wilhelm Frick, ihn und Egon aus dem Ghetto zurückzuholen. Er legte darin eine eidesstattliche Erklärung ab, seine Kinder 1934 aus der Jüdischen Gemeinde abgemeldet zu haben. Die Gestapo lehnte sein Gesuch jedoch ab. Da sein Vater sich um seine Rückkehr aus dem Ghetto von Litzmannstadt/Łódź bemühte, wurde Arthur wiederholt von der Gestapo vernommen.

Seine Mutter Flora Wagner konnte sich und ihre Söhne mit dem Hinweis auf den ungeklärten Status der Kinder und auf die Arbeitsstelle von Arthur in der Metallabteilung des Ghettos von der Deportation mit dem IV. Transport am 7. Mai 1942 zurückstellen lassen. Ab dem 18. Mai 1942 lebte Arthur Wagner mit seiner Mutter und seinem Bruder in der Wohnung 5 in der Sperlinggasse 4. 

Alle drei wurden im September 1942 aus dem Ghetto in das Vernichtungslager Chełmno gebracht und ermordet. Erst im Dezember 1942 erhielt sein Vater Max Wagner von der Gestapo die Mitteilung über den Tod seiner beiden Söhne. Er wandte sich am 8. Dezember 1942 nochmals an die Gestapo, um die genauen Todesumstände herauszufinden und um Todesurkunden ausstellen zu lassen.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf