Gedenkbuch

Mendel, Eugen

Am 4. Mai 1898 wurde Eugen Mendel in Neunkirchen an der Saar geboren. Sein Vater war der Handelsmann David Mendel, der 1867 in Müstert, Piesport im Kreis Bernkastel Wittlich zur Welt gekommen war. Seine Mutter Lina Mendel, geborene Davis aus Altenkirchen, verstarb, als Eugen acht Jahre alt war. Eugen hatte noch drei Geschwister: die 1902 geborene Tilly, den 1904 in Neunkirchen zur Welt gekommenen Kurt Walter sowie den 1905 geborenen Herbert.

Seit 1911 lebte Eugen Mendel mit seinem Vater und den Geschwistern in Saarbrücken. Eugen Mendel arbeitete als Fabrikant.

1933 heiratete Eugen Mendel in Hachenburg Irma Löb. Seine Frau war dort am 12. Dezember 1899 als Tochter von Moritz und Rosa Löb, geborene Weil, zur Welt gekommen. 

Seine Frau zog nach der Hochzeit zu ihm nach Saarbrücken. Das Ehepaar wohnte Ende der 1920er Jahre im Haus der Familie Mendel in der Richard-Wagnerstraße 72. Dort wohnte auch sein Vater David Mendel und sein Bruder Herbert Mendel. 

1930 wanderte sein Bruder Kurt Walter Mendel in die Vereinigten Staaten aus.

Am 24. August 1935 kam in Hachenburg sein Sohn Hans Lothar Mendel zur Welt. Das Ehepaar wohnte aber weiterhin in Saarbrücken. Sein Bruder Herbert emigrierte 1937 nach Frankreich, wo er in Paris Rosalie Irma Nohlen heiratete.

Im November 1938 befand sich Eugen Mendel noch mit seiner Familie in Saarbrücken. In der Richard-Wagner Straße 72 erlitten sie die Gewalt und die Übergriffe im Zuge der Pogromnacht. Eugen Mendel und sein 71-jähriger Vater wurden verhaftet und am 15. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau überführt. Am 20. November 1938 durfte sein Vater das KZ Dachau wieder verlassen. Er kehrte nach Saarbrücken zurück und starb eine Woche später, am 27. November 1938, im Bürgerhospital in Saarbrücken.

Irma Mendel zog vermutlich daraufhin mit ihrem dreijährigen Sohn zu ihrem Vater Moritz Löb nach Hachenburg. Die Adresse dort war Wilhelmstraße 8. 

Eugen Mendel war weiterhin Häftling im Konzentrationslager Dachau. Er trug die Häftlingsnummer 26869. Als Beruf wurde im Haftbuch „Vertreter“ eingetragen. Am 4. Mai 1939 wurde er aus dem KZ Dachau entlassen. 

Am 17. Mai 1939 war auch Eugen Mendel in Hachenburg gemeldet. Von dort erfolgte der Umzug zunächst nach Köln. Dann zogen sie nach Düsseldorf. Eugen Mendel bezog am 20. Oktober 1939 mit seiner Familie eine Wohnung in der Rochusstraße 57.

Eugen Mendel plante mit seiner Familie zu seinen Geschwistern in die USA zu emigrieren. Ein Deposit für die Emigration hatten seine Geschwister bereits hinterlegt. Mit Kriegsausbruch und Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg zerschlugen sich alle Fluchtpläne.

Am 2. Januar 1940 zog sein Schwiegervater Moritz Löb mit seiner unverheirateten Schwester Pauline (geboren am 31. Januar 1863 in Hachenburg) zu ihnen in die Rochusstraße 57. Dort wohnten sie gemeinsam fast zwei Jahre.

Am 10. November 1941 wurde Eugen Mendel zusammen mit seiner Frau und dem sechsjährigen Hans Lothar in das Ghetto Minsk deportiert. Sie haben nicht überlebt.

Am 18. Dezember 1941 zog sein Schwiegervater Moritz Löb mit seiner Schwester in die Teutonenstraße 9 in Düsseldorf. Beide wurden aus Düsseldorf am 21. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort verstarb Moritz Löb am 1. September 1942. Pauline Löb verstarb am 2. Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf