Feige, Julius
Julius Feige kam am 16. Mai 1879 in der Kreisstadt Rawitsch (dem heutigen Rawicz in Polen) zur Welt. Seine Eltern waren Michaelis Feige und dessen Frau Ernestine, geborene Kälter. Sein Vater führte eine Wattefabrik im Ort. Julius Feige wuchs im Kreis von drei Geschwistern auf: Seine Brüder Georg und Hermann wurden 1877 und 1884 in Rawitsch geboren; seine Schwester Gertrud kam 1880 dort zur Welt. Julius Feige erhielt eine kaufmännische Ausbildung. Sein Bruder Georg Feige wurde Lehrer und lebte mit seiner Frau später in Berlin.
Am 14. Oktober 1915 heiratete Julius Feige in Düsseldorf Ernestine, genannt Erna, Hartoch. Seine Frau war am 20. Januar 1882 in Düsseldorf als Tochter des Kaufmanns Salomon Hartoch und dessen Frau Rebecca, geborene Russ, zur Welt gekommen. Die Familie Hartoch führte in Düsseldorf das bekannte Warenhaus Gebr. Hartoch. 1905 hatten sie gerade einen großen und eindrucksvollen Warenhausneubau mit imposanter Passage in der Düsseldorfer Altstadt eröffnet. Julius Feige war bereits 1901 ins Unternehmen Gebr. Hartoch eingetreten und wurde später Prokurist.
Mit seiner Ehefrau Erna bezog Julius Feige eine Wohnung in der Sternstraße 70. Das Haus gehörte der Familie Hartoch und dort wohnte auch seine verwitwete Schwiegermutter Rebecca Hartoch. Diese verstarb am 17. Dezember 1917 in Düsseldorf und wurde auf dem alten jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße begraben.
Am 29. September 1926 berichtete der DÜSSELDORFER STADT-ANZEIGER: „Herr Prokurist Julius Feige, Sternstraße 70, kann am 1. Oktober auf eine 25jährige Tätigkeit im Hause der Firma Gebrüder Hartoch AG zurückblicken.“
Im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 geriet das Warenhaus Gebr. Hartoch in finanzielle Probleme. Im November 1932 musste die Firma Insolvenz anmelden. Die Krise der Firma, die vielleicht wieder hätte bewältigt werden können, fiel unglücklicherweise mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten zusammen. Für diese waren „jüdische Kaufhäuser“ ein Gegner, den sie aktiv per Boykottmaßnahmen bekämpften. Durch diese Entwicklung waren auch die großen deutschen Bankhäuser nicht mehr bereit, einem in finanzielle Schwierigkeit geratenem jüdische Warenhaus Überbrückungskredite zu gewähren. So wurde das Traditionswarenhaus Gebr. Hartoch 1933 geschlossen. Durch dieses Geschehen verlor auch Julius Feige seine Arbeitsstelle. Das Ehepaar musste sicherlich finanziell kürzertreten und eine Folge daraus ist vermutlich ihr Umzug in die Glockenstraße 16 am 7. September 1935.
Ob Julius Feige und seine Ehefrau ein Opfer der Überfälle im Zuge des Novemberpogroms 1938 wurden ist leider nicht bekannt. Vermutlich versuchten sie, Möglichkeiten für eine Emigration aus Nazi-Deutschland zu realisieren. Dazu kam es jedoch nicht rechtzeitig. Am 10. November 1941 wurde Julius Feige zusammen mit seiner Ehefrau mit der zweiten großen Deportation aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf vom Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf in das Ghetto Minsk deportiert. Sie haben nicht überlebt.