Gedenkbuch

Klein, Alma Rosalie

geb. Mildenberg

Alma Rosalie Mildenberg kam am 5. November 1875 in Witten als Tochter von Nathan und Jeanette Mildenberg, geborene Rosenbaum, zur Welt. Am 30. Juni 1899 heiratete sie in Witten den Kaufmann Moritz Klein. Ihr Mann war am 27. Dezember 1869 in Korschenbroich als Sohn des Ehepaars Moses und Caroline Klein, geborene Samuel, zur Welt gekommen. Das Paar wohnte nach der Hochzeit in Düsseldorf. Die Tochter Elise Caroline kam am 6. April 1900 in Düsseldorf zur Welt. Der Sohn Max folgte am 23. Februar 1902.

Am 14. April 1897 hatte ihr Ehemann Moritz Klein sein Geschäft am Wehrhahn, Ecke Tonhallenstraße gegründet. Zunächst verkaufte er dort im Erdgeschoß Weiß- und Baumwollwaren sowie Kleiderstoffe. Nach drei Jahren vergrößerte er die Verkaufsfläche um die erste Etage und nahm Damenkonfektion mit ins Sortiment. 1906 ließ er das alte Gebäude abreißen und einen Neubau errichten. Im Jahr 1912 wandelte er die Firma M. Klein in eine GmbH um. Im Jahr 1915 erwarb ihr Ehemann die Nachbarhäuser Tonhallenstraße 2 und 3 sowie Wehrhahn 3. 1925 schließlich entstand das große Warenhaus Klein.  

Alma Klein wohnte mit ihrer Familie im Haus Alt Pempelfort 15. Ihre Tochter Elise heiratete 1922 den Duisburger Richard Goldbaum. Almas Enkel Georg Goldbaum kam am 22. Mai 1925 in Düsseldorf zur Welt. Später zog ihre Tochter mit ihrer Familie nach Duisburg.

Ihr Ehemann Moritz Klein war Mitglied im Arbeitgeberverband des Einzelhandels, zeitweise war er stellvertretender Vorsitzender. Beim 10jährigen Bestehen des Verbandes im Jahr 1929 wurden die besonderen Verdienste von Moritz Klein und Theodor Hartoch hervorgehoben. Auch in der Synagogengemeinde Düsseldorf war er aktiv. Viele Jahre war er im Vorstand oder im Repräsentantengremium. 

Auch auch Alma Klein war gesellschaftlich sehr aktiv. Sie war bis 1933 Vorstandsmitglied des Vaterländischen Frauenvereins und des Roten Kreuzes in Düsseldorf. Zu dieser Zeit wohnten auch ihre drei Geschwister in Düsseldorf: der ledige Tierarzt Dr. Julius Mildenberg, seine Schwester Helene Mildenberg und die verheiratete Schwester Ida Goldschmidt, geborene Mildenberg.

Im Juni 1934 emigrierte ihre Tochter Elise mit ihrer Familie nach Amsterdam in die Niederlande. Am 16. April 1935 verstarb ihr Schwiegersohn und ihre Tochter war nun mit ihrem 10-jährigen Sohn Georg auf sich gestellt. Ab dem 21. Juni 1935 wohnte sie im Haus Minervalaan 83.

Am 23. Juli 1937 meldete sich Alma Klein mit ihrem Ehemann nach Amsterdam in die Niederlande ab. Ab dem 11. August 1937 wohnten sie bei ihrer Tochter im Haus Minervalaan 83 huis. Die Straße befindet sich im Süden von Amsterdam.

Mit den Düsseldorfer Freunden und Bekannten blieben sie im engen Kontakt. So erfuhren sie auch Details über die Geschehnisse in Düsseldorf während des Novemberpogroms 1938. Ihr Ehemann meldete seine Informationen an Dr. Alfred Wiener in Amsterdam. Dieser sammelte in der von ihm gegründeten Jewish Central Information Office (JCIO) Berichte über die Verbrechen der Nationalsozialisten. Auch die Informationen von Moritz Klein befinden sich heute in der Wiener Library in London: „Herr Moritz Klein, 5 Amsterdam, Minervalaan 83, Tel. 90648, 18. November 1938: „Herr X. aus Düsseldorf teilt mit, dass er aus zuverlässigsten Meldungen weiß, dass zuerst die Gemeinde und, soweit feststellbar, ein großer Teil des Repräsentantenkollegiums, darunter die Herren Felsenthal sen., Oberlandesgerichtsrat Franken, Louis Elkan mit den beiden Rabbinern Dr. Eschelbacher und Dr. Klein, verhaftet worden sind. Frau Eschelbacher wollte ihren Mann nicht verlassen und hat mit einer anderen jüdischen Dame, die ebenfalls ihren Gatten nicht verließ, in einer Zelle des Gefängnisses gesessen. Die beiden Damen haben dann nach einigen Tagen das Gefängnis verlassen. Frau Elkan konnte Dienstag ihrem Mann Wäsche bringen und ihn besuchen.“

Ihr Enkel Georg begann 1939 in den Niederlanden eine Ausbildung im Amsterdams Lyceum. Im September 1941 musste er die Schule verlassen. 

Nach dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in die Niederlande errichteten die deutschen Behörden eine Besatzungsregierung. Ein Ziel war die Verfolgung jüdischer Bewohnerinnen und Bewohner, sowohl Einheimische als auch deutsch-jüdische Flüchtlinge so wie Alma und Moritz Klein.  Am 27. August 1941 wurde ihr Mann unter „PB 9565“ bei den Behörden registriert. Sie wurde einen Tag später unter der Nummer „PB 11135“ vermerkt.  Mitte des Jahres 1942 begannen auch in den Niederlanden die Deportationen. Im Oktober 1942 erfolgte eine groß angelegte Razzia, bei der auch ihre Tochter Elise Goldbaum verhaftet wurde. Sie wurde am 28. Oktober 1942 im sogenannte Judendurchgangslager Westerbork eingeliefert. Sie kam zunächst in die Baracke 58 und am 13. November 1942 in die Baracke 62.

Am 20. März 1943 wurden auch Alma und Moritz Klein in das Judendurchgangslager Westerbork gebracht. Sie wurden dort der Baracke 69 zugeteilt. Am 20. April 1943 wurde sie zusammen mit ihrem Ehemann in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Am 8. Juni 1943 wurde ihr Enkel Georg Goldbaum von Mitarbeitern der Kolonne Henneicke im Haus Minervalaan 83 aufgespürt und verhaftet und in das Konzentrationslager Vught überführt. Am 11. Juni 1943 wurde er in das Lager Westerbork in die Baracke 63 gebracht. Am 7. September 1943 wurde seine Tochter Elise mit ihrem Sohn aus Westerbork in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Beide wurden nach der Ankunft ermordet.

Am 27. März 1944 verstarb Alma Klein im Ghetto Theresienstadt. Ihr Ehemann Moritz Klein verstarb wenige Tage nach der Befreiung des Ghettos Theresienstadt am 24. Februar 1945. 

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf