Gedenkbuch

Paradies, Johanna

geb. Windmüller

Johanna Windmüller kam am 13. August 1887 in Schlitz im Vogelbergkreis als Tochter von Moses und Sara Windmüller, geborene Wahlhaus, zur Welt. Sie hatte noch vier Geschwister: Frieda (geboren 1882), Julius (geboren 1883), Selmar (geboren 1890) und Salomon Windmüller (geboren 1892). Das erste Kind ihrer Eltern war 1878 wenige Monate nach der Geburt verstorben.

Ihre Brüder führten das 1878 gegründete Geschäft ihres Vaters, Spezerei-, Spirituosen und Viehhandel, als „Gebrüder Windmüller“ weiter. Die Firma existierte bis 1939, letzter Inhaber war ihr Bruder Julius Windmüller. 

Am 28. Dezember 1922 heiratete Johanna Windmüller in Schlitz den Elektriker Albert Paradies. Ihr Mann war am 21. November 1879 in Cappel (Lippe) geboren worden. Er hatte eine Ausbildung als Mechaniker absolviert und später arbeitete er als Elektrotechniker und Elektriker. Ihr Mann war in erster Ehe mit Frieda Cohen (1889-1922) verheiratet gewesen. Bei der Geburt der Tochter Hanna am 8. Januar 1922 kam es vermutlich zu Komplikationen. Vier Tage später verstarb Frieda Paradies im Alter von 34 Jahren.

Johanna und Albert Paradies wohnten nun in Düsseldorf. Am 8. April 1924 wurde die (zweite) Tochter Sella Helga Paradies geboren. In der NS-Zeit besuchte ihre Tochter Sella Helga die 1935 gegründete jüdische Volksschule in der Kasernenstraße. Ein Klassenfoto mit ihr hat sich erhalten und befindet sich heute im Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf. Auch Zeichnungen von Sella aus dem Kunstunterricht bei Julo Levin haben sich erhalten.

Zu Beginn des Jahres 1939 wohnte Johanna Paradies mit seiner Familie noch in der Millrather Straße 10. Das Haus gehörte zu einer Landhaussiedlung des Gemeinnützigen Bauvereins in Düsseldorf-Wersten. Vermutlich hat die Familie aber nach den Ereignissen des Pogroms im November 1938 die Kündigung bekommen. Am 8. Februar 1939 zog Johanna Paradies mit ihrem Mann und den Töchtern in das Haus der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf in der Grafenberger Allee 78. Am 24. März 1939 konnte sich von dort die Tochter Hanna nach Palästina abmelden.

Am 5. Dezember 1939 zog Johanna Paradies mit ihrem Mann und der jüngeren Tochter Sella Helga in die Adersstraße 8. Im August 1940 meldete sich ihr Mann Albert Paradies von der Düsseldorfer Adresse Adersstraße 8 für einige Tage zu Verwandten nach Detmold ab. Die dortige Adresse war Hornsche Straße 33. Dort wohnte Johannas Schwägerin Paula Paradies seit 1939.

Am 10. November 1941 wurde Johanna Paradies mit ihrem Mann Albert und der Tochter Sella Helga von Düsseldorf in das Ghetto Minsk deportiert. Sie haben nicht überlebt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf