Gedenkbuch

Gugenheim, Fritz

Fritz Gugenheim kam am 24. Mai 1909 als Sohn des Kaufmanns Michael Gugenheim (1872-1942) und seiner Frau Sophie Gugenheim (1876-1936), geborene Ellenbogen, in Düsseldorf zur Welt. Am 30. Oktober 1910 wurde seine Schwester Hedwig (Hedy) geboren.

Fritz‘ Vater Michael Gugenheim arbeitete als Handelsvertreter für Rohtabak. Die Familie wohnte auf der Worringerstraße 114 in der ersten Etage. Von hier führte Michael Gugenheim auch die Agentur für Rohtabak. Seit mindestens 1914 war die Agentur auf der Kaiser-Wilhelm-Straße 31 gemeldet, wo die Familie vermutlich auch privat wohnte. 

Fritz‘ Schwester Hedwig (Hedy) war Mitinhaberin der Agentur des Vaters. Sie heiratete Otto Weissmann (später Weissman) und zog mit ihm vermutlich 1933 nach Mannheim, wo 1938 ihre Tochter Ruth Sophie geboren wurde. Sie emigrierten wahrscheinlich in Folge des Pogroms nach Großbritannien.

1933 zogen der 24-jährige Fritz Gugenheim und seine Eltern in die Charlottenstraße 61 in die erste und zweite Etage, wo sich auch die Büroräume von Michael Gugenheim befanden. Im selben Jahr verstarb Fritz‘ Tante Henriette Gugenheim.  Wenige Jahre später verstarb am 21. April 1936 Fritz‘ Mutter Sophie Gugenheim im Alter von 60 Jahren. Sie wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof bestattet.

Fritz Gugenheim wohnte weiterhin zusammen mit seinem Vater auf der Charlottenstraße 61. Während des Pogroms 1938 wurden ihre Wohnung und das Büro seines Vaters nahezu vollständig zerstört. Ein Großteil des Mobiliars wurde auf die Straße geworfen. Darunter befanden sich auch zahlreiche wertvolle Gegenstände und Bilder. Fritz Gugenheim und sein Vater zogen in Folge des Pogroms in die Kaiser-Wilhelm-Straße 61. 1939 kehrten Fritz und sein Vater Michael Gugenheim zur Untermiete zurück in die Charlottenstraße 61. Im Hausbuch wurde der 6. März 1939 als Einzugsdatum dokumentiert. 

Fritz Gugenheim meldete sich am 21. Mai 1939 von hier nach „Gut Winkel“ in Spreenhagen ab, wo er am 19. Mai 1939 eintraf. „Gut Winkel“ diente als gärtnerische und landwirtschaftliche Ausbildungsstätte für Jugendliche als Vorbereitung für die Auswanderung nach Palästina im Rahmen der Jugend-Haschara. Fritz Gugenheim kehrte am 4. Mai 1940 für etwa zwei Wochen in die Charlottenstraße 61 zurück, bevor er am 15. Mai 1940 erneut nach Spreenhagen aufbrach. Von hier kam er in ein sogenanntes „jüdisches Umschulungslager“ im Gebäude des Schloßhofes in Bielefeld in der Schloßhofstraße 73a. Seit 1940 wurde das „Jüdische Umschulungslager“ in den Räumen des Schlosshofes unterhalten. Federführend für die Organisation und den Unterhalt war die „Reichvereinigung der Juden in Deutschland“. Bei der Planung war man von einer Belegung von knapp 80 Personen ausgegangen, in der Realität lebten mehr als 2oo Menschen, darunter auch Fritz Gugenheim, in dem Komplex. Fritz Gugenheim und viele weitere Insaßen wurden am 2. März 1942 von Bielefeld über Hannover, Erfurt und Dresden in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Fritz Gugenheim scheint nicht zu denjenigen gehört zu haben, die ins Lager aufgenommen wurden. Vermutlich wurde er nach der Ankunft ermordet.

Sein Vater Michael Gugenheim wurde am 21. Juli 1942 im Alter von 70 Jahren von Düsseldorf aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert und von dort am 21. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und ermordet.

Autorin: Frederike Krenz, Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf