Gedenkbuch

Sostheim, Ernst

Ernst Sostheim wurde am 11. Januar 1890 in Neuss geboren. Seine Eltern waren Salli und Ida Sostheim, geborene Sostheim. Sein Vater Salli Sostheim stammte aus Borgenreich, seine Mutter aus Lippstadt. Ernst hatte drei Bruder: Friedrich (geboren 1888), Paul (geboren 1895) und Alfred Sostheim (geboren 1896). Er und seine Bruder kämpften als Soldaten im Ersten Weltkrieg. Sein Bruder Alfred fiel am 24. Juni 1916.

Ernst Sostheim wohnte bis 1907 im Elternhaus in der Breite Straße. Am 8. Januar 1907 verstarb sein Vater, und zwei Monate später, am 5. März 1907, zog Ernst Sostheim von Neuss nach Düsseldorf in die Mintropstraße 2. Hier arbeitete er als Kaufmann. Seit 1917 lebte er in der Fischerstraße 32, wo auch seine Mutter zeitweilig wohnte. 

Ende des Jahres 1918 verlobte sich Ernst Sostheim mit Erna Sostheim. Seine Verlobte wohnte zu dieser Zeit noch in Münster. Sie war am 16. Juli 1894 in Lingen als Tochter von Samuel und Helene Sostheim, geborene Rosengarten, zur Welt gekommen. Die beiden heirateten am 3. Januar 1922 in Münster. Ihr Sohn Gert Salli wurde am 23. Juli 1923 in Düsseldorf geboren. Am 26. März 1926 kam dann in Düsseldorf ihr Sohn Heinz zur Welt. Die Familie wohnte im Haus Fischerstraße 32. Sostheims führten ein gutbürgerliches Leben, ein Auto war vorhanden, und am Wochenende unternahm man Ausflüge in die nähere Umgebung oder traf sich mit der Familie. 

Auch sein Bruder Friedrich wohnte seit 1919 mit seiner Frau Dorothea und der 1920 in Düsseldorf geborenen Tochter Ruth in Düsseldorf.

Am 10. November 1938 wurde im Zuge der Pogromnacht die Wohnung der Familie Sostheim völlig verwüstet und Ernst Sostheim inhaftiert. Am 16. November 1938 wurde er aus dem Düsseldorfer Polizeigefängnis in das Konzentrationslager Dachau überführt und dort bis zum 6. Dezember 1938 festgehalten. Sohn Gert konnte am 14. Februar 1939 mit einem Kindertransport in England einreisen, Heinz blieb bei den Eltern in Düsseldorf.

Am 27. Oktober 1941 wurden Ernst, Erna und Heinz Sostheim ins Ghetto Łódź/Litzmannstadt deportiert. Dort mussten sie mit anderen Personen in das Zimmer 10 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 einziehen. Nach der Deportation wurde Ernst Sostheims gesamtes Vermögen beschlagnahmt und zwangsversteigert. In der von den Nationalsozialisten erzwungenen Vermögenserklärung wurde daraufhin der Vermerk eingetragen: „Nur ein Versteigerungserlös von RM 1.451,55 vorhanden“. Ernst Sostheim wurde am 23. November 1941 als Hauptbuchhalter des „Düsseldorfer Kollektivs“ eingesetzt. In einem Protokoll über eine Lebensmittel- und Kohle-Kontrolle ist er ebenfalls in dieser Funktion aufgeführt. Am 2. Januar 1942 bekam Ernst Sostheim eine Zahlung über 9,60 Mark ausgehändigt. Er führte davon zwei Drittel an die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ ab.

Am 10. Mai 1942 wurde Ernst Sostheim mit seiner Frau und dem Sohn Heinz aus dem Ghetto ins Vernichtungslager Chełmno gebracht und dort ermordet.

Gert Sostheim lebte zu diesem Zeitpunkt bereits in Australien. Er war 1940 von den Briten als „feindlicher Ausländer“ interniert worden und dann am 10. Juli 1940 mit der SS Dunera zwangsweise nach Australien gebracht worden. Gert Sostheim verstarb am 4. Oktober 2012 in Melbourne.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf