Gedenkbuch

Bernstein, Else

Else Bernstein wurde am 27. Oktober 1891 als fünftes Kind der Eheleute Kusel und Esther Bernstein in Hameln geboren. Sie hatte fünf Geschwister: Ella (1879 – 1948), Leopold (geboren am 11.10.1889 Hameln), Karl (1880 – 1942), Thekla (geboren am 16.05.1884 Hameln) und Paula (geboren am 13.07.1882 Hameln).

Ihr Vater besaß im Ort ein Manufakturwarengeschäft am Münsterkirchhof 13 in Hameln. Ihr älterer Bruder Karl Bernstein führte das Manufakturwarengeschäft in Hameln nach dem Tod des Vaters weiter.

Else besuchte bis zu ihrem 15. Lebensjahr die höhere Töchterschule in Hameln. Anschließend absolvierte sie eine dreijährige kaufmännische Lehre bei der Firma „Borchzinner & Co.“ in Bochum. Für diese Firma war Else Bernstein sechs Jahre tätig. In Bochum lebte auch ihr jüngerer Bruder Siegfried. Er führte hier ein Geschäft, in dem Else Bernstein ihre gesamte Aussteuer erwarb. 

In den folgenden Jahren war Else Bernstein als Einkäuferin für Seiden- und Kleiderstoffe in verschiedenen großen westdeutschen Kaufhäusern (u.a. „Gebr. Gottschalk“ in Bielefeld, und „Leonhard Tietz AG“ in Siegen) tätig. Wegen der „Arisierung“ ihres Arbeitgebers wurde sie 1933 arbeitslos. Für kurze Zeit wohnte sie in Düsseldorf-Oberkassel bei ihrer Schwester Paula Freund in der Luegallee 15. 

Else Bernstein arbeitete für die Firma „Weinberg & Co.“ in Rheydt. 1936 nahm sie eine Anstellung als Verkäuferin in der Firma Gustav Blum in Essen an. Laut der 1941 ausgefüllten Vermögenserklärung betrug ihr Gehalt monatlich 165 RM. Als auch „Gebr. Blum“ im Oktober 1938 „arisiert“ wurde, war Else Bernstein wieder erwerbslos. Am 30. April 1940 zog sie zur Untermiete in die Franz-Arens-Straße 5 nach Essen. In dieser Zeit beantragte sie eine Aus- nahmegenehmigung für die Zulassung eines Gewerbescheins, um eine Flickschneiderei/- Schneiderei betreiben zu können. 

Else Bernstein wurde am 26. Oktober 1941 von Essen nach Düsseldorf gebracht und von dort am 27. Oktober 1941 in das Ghetto von Litzmannstadt/ Łódź deportiert. Dort wurde sie zusammen mit weiteren 63 Personen in das Zimmer 8 der Düsseldorfer Kollektivunterkunft Fischstraße 15 eingewiesen. Sie erhielt regelmäßig Einkünfte aus Postanweisungen und Lohnzahlungen. Am 25. Dezember 1941 vermerkte die Düsseldorfer Kollektivleitung den Eingang von fünf Beträgen. Am 8. Januar 1942 wurde für sie ein Betrag von 25,50 Mark vermerkt. Auch auf der Liste „der Gutschriften der Hauptkassen-Beträge vom 1.5. bis 15.5.1942“ – ein Indiz für die bevorstehende „Aussiedlung“ aus dem Ghetto – ist Else Bernstein mit dem Tagesdatum 6.5. mit einem Betrag von 58,50 Mark vermerkt. 

Else Bernstein wurde am 8. Mai 1942 mit dem V. Transport aus dem Ghetto „ausgewiesen“ und am nächsten Tag im Vernichtungslager Chełmno ermordet. 

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf