Klein, Lilli
geb. PlotkeLilli Plotke kam am 13. April 1895 in Lissa, Posen, als Tochter von Emil und Elise Plotke, geborene Adler, zur Welt. Ihr Vater stammte aus Borek und hatte am 3. August 1892 die Mainzerin Elise Adler geheiratet. Lilli hatte noch einen Bruder namens Walter (1898 Lisa – 1982 Sydney). Die Familie zog nach Berlin und bezog eine Wohnung in der Uhlandstraße 32. Hier arbeitete ihr Vater als Gewerberat und wirkte zusätzlich im Vorstand der Synagogengemeinde.
Lilli Plotke heiratete am 7. August 1920 in Berlin-Charlottenburg den Düsseldorfer Rabbiner Dr. Siegfried Klein. Nach der Hochzeit zog sie zu ihrem Mann nach Düsseldorf. Sie wohnten zunächst in der Kaiserstraße 43. Am 12. Juni 1923 wurde in Düsseldorf ihre Tochter Hanna geboren. Am 4. April 1925 folgte der Sohn Julius.
Am 30. August 1925 verstarb ihr Vater in Berlin und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee begraben. Ihre Mutter löste den Berliner Haushalt auf und zog nach Düsseldorf. Elise Plotke war in Düsseldorf bis 1937 zunächst In der Lohe 7, dann Grafenberger Allee 30 und zuletzt Duisburger Straße 77 gemeldet.
Seit 1938 wohnte Lilli Klein mit ihrer Familie im Haus Friedrichstraße 59a. Sie wurde wie ihr Mann während des Novemberpogroms misshandelt und verhaftet, am 11. November 1938 mit ihrem 13-jährigen Sohn Julius wieder freigelassen und kehrte in die völlig demolierte Wohnung zurück. Nach dieser Erfahrung entschlossen sich Lilli Klein und ihr Mann, die Kinder Hanna und Julius mit einem Kindertransport nach England zu schicken. Sie selbst blieben in Düsseldorf. Die Trennung von ihren Kindern fiel Lilli Klein nicht leicht. In Briefen versuchte sie, ihren Kindern weiterhin zur Seite zu stehen und Lebenshilfen zu geben. So schrieb sie am 12. Juni 1939 im Geburtstagsbrief an Hanna: „Hindernisse überwinden, so gut es geht seinen geraden Weg vorwärts gehen, und vor allem unterscheiden lernen zwischen Recht und Unrecht, auch wenn die Eltern selbst es nicht dauernd sagen können. Das darfst Du nie vergessen. Kinkerlitzchen sind äußere Dinge und daher Nebensache. Der innere Mensch ist die Hauptsache. Das sind Alles geistige Werte, die wir Dir aus der Ferne mitgeben können, die wichtiger sind als die materiellen. Ich hoffe für Dich, an diesem Tage, dass Deine Zukunft geebnet sein möge, und dass Du nichts zu entbehren brauchst. Mögest Du durch Deine Leistungen und durch Dein Wesen immer Menschen finden, die Dir in Deinem Vorwärtskommen helfen. Das ist mein Hauptwunsch, und mögest Du fernerhin nur noch gute Erfahrungen machen und keine Enttäuschungen erleben.“
Ihre Tochter Hanna beschrieb ihre Mutter 1997 in einem Interview: „Meine Mutter war eher pessimistisch [was die Auswirkungen des Nationalsozialismus betraf], sie hat Trost im Klavierspielen gefunden, sie war eine gute Klavierspielerin. Aber ich glaube, sie war ziemlich traurig, ich glaube, sie wäre lieber weggegangen.“
Lilli Klein wurde mit ihrem Ehemann am 27. Oktober 1941 in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Ihre Schwägerin Meta Klein schrieb in einem Brief vom 5. April 1945 an Lilli Kleins Tochter Hanna, dass sie „nach 6 Wochen eine Karte, dann lange Zeit nichts, und dann eine vorgedruckte Bitte, Geld zu schicken“ aus dem Ghetto erhalten habe. Zusammen mit ihrem Mann war sie zunächst in der Kollektivunterkunft Fischstraße 21 untergebracht. Nach der Auflösung der Kollektivunterkünfte bezogen Lilli Klein und ihr Mann Siegfried ein Zimmer der Wohnung 50 im gleichen Haus. Lilli Klein verstarb am 3. August 1942 im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź.