Alexander, Emma
geb. CohenAm 25. Dezember 1881 kam Emma Cohen als Tochter des Metzgers Moses Cohen und dessen Frau Zipora, geborene Spier, in Bocholt zur Welt. Ihr Vater Moses Cohen arbeitete als Metzger. Ihre Mutter Zipora Spier stammte aus Kalkar, wo sie 1852 zur Welt gekommen war. Emma hatte noch drei Geschwister: Hermann (1887-1943), Else (1889-1942) und die als Baby 1893 verstorbene Paula. Die Familie wohnte in Bocholt in der heutigen Langenbergstraße 17. Ihr Bruder Hermann erkrankte als Kind an Kinderlähmung und war seit dieser Zeit auf einen Rollstuhl angewiesen. Am 15. April 1914 verstarb ihre Mutter Zipora Cohen in Bocholt.
Am 28. November 1920 heiratete sie in Bocholt Wilhelm Alexander. Ihr Mann war am 21. September 1885 als Sohn des Kaufmanns Samuel Alexander und dessen Frau Anna, geborene Joseph, in Düsseldorf zur Welt gekommen. Nach der Hochzeit zog sie aus Bocholt zu ihm nach Düsseldorf in das Haus Fürstenwall 228. Ihre beiden Geschwister lebten weiterhin in Bocholt.
Emma Alexander und ihr Mann bekamen keine Kinder. Ihr Ehemann Wilhelm Alexander arbeitete als Kutscher und später als Chauffeur und Kraftfahrer. 1923 wanderte ihr Schwager Siegmund Alexander mit seiner Frau Henriette in die USA aus. Am 5. Dezember 1924 verstarb ihr Schwiegervater Samuel Alexander in Düsseldorf. Ihre Schwiegermutter wohnte danach in der Scheurenstraße 7. Ihr Schwager Julius Alexander zog 1925 mit seiner Frau Emma von Düsseldorf nach Koblenz. Im gleichen Jahr zog ihr Schwager Leo Alexander nach Krefeld. Ihre Schwägerinnen Frieda und Henriette lebten mit ihren Familien bis in die 1930er Jahre in Düsseldorf. Am 30. September 1926 verstarb ihr Vater Moses Cohen in Bocholt.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verließen einige der Geschwister ihres Mannes Deutschland. Ihr Schwager Arthur Alexander zog mit seiner Frau Rosita nach Metz und emigrierte von dort später nach Argentinien. Ihr Schwager Julius Alexander zog mit seiner Frau Erna nach Vaals in die Niederlande. Dort bewirtschafteten sie das Hotel Bellevue.
In Düsseldorf wohnte Emma Alexander mit ihrem Mann mittlerweile in einer Wohnung in der Immermannstraße 2a. Im Rahmen der sogenannten Polenaktion wurden ihre Schwägerinnen Frieda Feiler, Henriette Bernstein und Selma Herschkowitz mit ihren Familien verhaftet und an die deutsch-polnische Grenze nach Zbaszyn (Bentschen) deportiert. Deren Ehemänner hatten die polnische Staatsbürgerschaft besessen. Wenige Tage später ereignete sich die sogenannte Pogromnacht. Ob Emma und Wilhelm Alexander im Zuge des Pogroms überfallen wurden ist nicht bekannt. Von sechs weiteren jüdischen Familien, die auf der Immermannstraße gemeldet waren, sind Überfälle während des Pogroms belegt. Ihre Schwägerin Frieda Feiler schrieb aus Warschau am 12. November 1938 an ihren Sohn Rolf in Palästina: „…erhielten wir auch einen Brief von Rosita, man muss in Düsseldorf so sehr gewütet haben, Oma und Liebermensch, Jettchen alle sollen geflüchtet sein, die ganzen Wohnungen sollen demoliert sein, man hat keine Worte dafür.“
Sicher waren die Erfahrungen des Pogroms auch für Emma Alexander und ihren Mann ein Schock und verstärkten die Gedanken über die eigene Emigration. Ihre Schwiegermutter Anna Alexander, die ohne ihre verhaftete Tochter Selma in der Scheurenstraße zurückgeblieben war, zog aus Düsseldorf am 7. Februar 1939 nach Vaals in die Niederlande. Im Juli 1939 emigrierte auch ihre Schwester Else Cohen aus Bocholt in die Niederlande. Eine Flucht von Emma und Wilhelm Alexander glückte nicht rechtzeitig.
Das Ehepaar Alexander musste am 5. Juli 1941 in die Derendorfer Straße 47 umziehen. Das Haus wurde zu dieser Zeit fast ausschließlich von jüdischen Familien bewohnt. Am 10. November 1941 wurde Emma Alexander mit ihrem Ehemann von Düsseldorf ins Ghetto Minsk deportiert. Beide haben nicht überlebt.