Gedenkbuch

Seligmann, Amalie

Amalie Seligmann wurde am 28. Januar 1880 in Bonn als Tochter von Abraham und Berta Seligmann, geborene Kahn, geboren. Ihre Eltern hatten 1877 geheiratet. Am 17. August 1881 kam ihr Bruder Maximilian (Max) in Bonn Poppelsdorf zur Welt. Am 3. Januar 1883 wurde ihr Bruder Sali geboren. Am 7. September 1885 wurde ihr Bruder Moritz Seligmann geboren.

Ihre Schwester Sabine wurde als letztes Kind ihrer Eltern am 5. Februar 1888 geboren. 

Ihr Vater arbeitete in Bonn als Viehhändler. Im Februar 1897 brach im Viehbestand ihres Vaters die Maul- und Klauenseuche aus. Die Behörden ließen daraufhin das Gehöft unter Quarantäne stellen. Am 25. Februar 1897 wurde die Massnahme amtlich aufgehoben. Im Jahr 1905 gewann ihr Vater zwei private Klagen vor Gericht wegen Beleidigung. Bei der zweiten Klage hatte ihn ein anderer Metzger beleidigt. Möglicherweise war diese feindselige Atmosphäre in Bonn ein Grund für den Wegzug der Familie aus Bonn. Ein vermutlich noch wesentlicher Grund war, dass ihr Vater am 17. März 1909 ein Konkursverfahren für seinen Betrieb anmelden musste. Im Rahmen des Konkursverfahren sollten auch die beiden Immobilien der Familie in Bonn in der Heerstraße 64 und in der Römerstraße 43a verkauft werden. Am 13. Juli 1909 wurde Amalies Elternhaus in der Heerstraße 64 samt der Kuh- und Pferdestätte zwangsversteigert. Als am 11. September das Wohnhaus in der Römerstraße 51 zwangsversteigert wurde, lebte Amalie Seligmann schon mit ihrer Familie in Düsseldorf. Sie bezogen zunächst eine Wohnung in der Harkortstraße 5.

Ihr Bruder Moritz Seligmann kämpfte als Vizefeldwebel der 6. Kompanie des Reserveinfanterie-Regiments Nr. 24 im Ersten Weltkrieg. Er fiel am 22. Oktober 1914. 

Im Juni 1919 erwarb ihr Vater das Haus Tiergartenstraße 8. Dort wohnte die Familie Seligmann nun. Von dort meldete sich ihre Schwester Sabine mit ihrem Ehemann Max Sproncz am 16. August 1921 nach Koblenz ab. 

Im Dezember 1927 feierten ihre Eltern die Goldene Hochzeit. Im Düsseldorfer Stadt-Anzeiger vom 13. Dezember 1927 hiess es dazu: „Der Jubilar im Alter von 76 Jahren, ist noch als selbständiger Kaufmann tätig; seine Frau steht im 73. Lebensjahre. Auf Wunsch des Jubelpaares hat man von einer öffentlichen Feier abgesehen. Das Fest wurde im engsten Familienkreise begangen.“

Am 17. Mai 1928 verstarb ihre Mutter Berta Seligmann im Alter von 75. Jahren. Sie wurde auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Ulmenstraße begraben. Amalie Seligmann blieb weiter bei ihrem Vater wohnen. 

Ihr Bruder Max Seligmann, der nicht weit entfernt in der Lindemannstraße 23 mit seiner Familie wohnte und über 25 Jahre als Prokurist für das Kaufhaus Coppel & Goldschmidt bis zu dessen „Arisierung“ gearbeitet hatte, emigrierte am 8. Januar 1937 mit seiner Frau Marta und Sohn Heinz nach Südamerika. 

Als Amalies Vater am 7. Oktober 1938 verstarb, erbte Amalie Seligmann das Haus in der Tiergartenstraße 8, das 1939 zu einem sogenannten „Judenhaus“ wurde.

Am 27. Oktober 1941 wurde sie mit der ersten Deportation aus dem Bezirk der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) Düsseldorf in das Ghetto von Łódź/Litzmannstadt deportiert. 

Sie musste dort mit anderen Deportierten im Zimmer 3 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 leben. Am 2. Januar 1942 erhielt sie eine Zahlung über 14,40 Mark, wovon sie zwei Drittel als Beitrag an die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ abführte 

Am 7. Mai 1942 wurde sie aus dem Ghetto in das Vernichtungslager Chełmno gebracht und dort am 8. Mai 1942 ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf