Gedenkbuch

Karpe, Hans

Die Eltern von Hans Karpe, Hugo und Rose Karpe, geborene Krotoschiner, kamen am 1. Dezember 1900 von Breslau nach Aachen und wohnten dort in der Rethelstraße 6. Sein Vater Hugo Karpe arbeitete als Geschäftsführer der Kommanditgesellschaft Max Tack. Am 28. April 1901 wurde dann Hans Wilhelm Karpe in Aachen geboren. Er hatte eine Schwester, Vera Karpe. Sie wurde am 7. Oktober 1907 in Breslau geboren, wohin die Familie 1906 wieder gezogen war.

Hans Karpe besuchte die Realschule und kämpfte als Fähnrich des Infanterie-Regiments Nr. 17 aus Schwerin im Ersten Weltkrieg. Er heiratete in erster Ehe Erna Kowalski. Sie stammte aus Hof in Bayern, wo sie 1904 zur Welt gekommen war. Die beiden hatten einen gemeinsamen Sohn namens Klaus, der am 12. März 1928 geboren wurde. 

Hans Karpe arbeitete wie sein Vater in der Schuhbranche und war Abteilungsleiter eines Schuhgeschäfts der Firma „Salamander“ in Darmstadt. Später zog er nach Frankfurt. Seine Kennkarte aus dem Jahr 1939 wurde in Frankfurt am Main ausgestellt – ein Hinweis darauf, dass sich Hans Karpe zu dieser Zeit dort aufgehalten hat. In Frankfurt lebte er noch mit seiner Frau Erna in einer Wohnung im Haus Musikantenweg 4, später wurde die Ehe geschieden und der Sohn blieb bei seiner Mutter. Klaus Karpe konnte später nach Nottingham, Großbritannien, emigrieren. Er änderte dort später seinen Namen in „Peter Bennett“.

Hans Karpe, der ausgebildeter Landwirtschaftsinspektor war, wurde zum Leiter des „Jüdischen Umschulungslagers Landwerk Ahrensdorf“ bestellt. In dieser Einrichtung des Makkabi-Hazair wurden Jugendliche auf die Emigration nach Palästina vorbereitet. Diese Vorbereitung beinhaltete eine landwirtschaftliche Ausbildung in Obst- und Gemüseanbau und Tierhaltung, ebenso existierte eine Werkstatt für Elektriker- und Schlosserarbeiten. Im Landwerk Ahrensdorf lernte Hans Karpe seine zweite Ehefrau, Dr. Elisabeth Mehler, kennen. Ihr gemeinsames Kind wurde im August 1941 geboren. Hans Karpe selbst wohnte 1941 in Berlin. 

Nach eigenen Angaben schloss er sich mit seiner Frau und dem Baby freiwillig der Deportation seiner Schwiegereltern Alfred und Johanna Mehler an. Sie alle wurden am 27. Oktober 1941 von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert und mussten dort in das Zimmer 11 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 einziehen. Hans Karpe arbeitete seit dem 14. November 1941 als Gefängnisaufseher im Zentralgefängnis des Ghettos. Am 4. Januar 1942 musste er sich für einige Zeit in das Krankenhaus des Ghettos begeben. Im März 1942 arbeitete Hans Karpe in der „Abteilung für Eingesiedelte“ und für die Kommission „Gartenbau Ghetto“. Er wurde auch in die Fachkommission Landwirtschaftssektion der Wirtschaftsabteilung entsandt. Hans Karpe gelang es, sich und seine Familie von der drohenden „Aussiedlung“ mit dem XI. Transport am 14. Mai 1942 zurückstellen zu lassen. 

Danach zog die Familie Karpe mit zwei weiteren Personen am 19. Mai 1942 in ein Zimmer der Wohnung 11 in der Fischstraße 12a. Am 19. Juni 1942 wurde Hans Karpe zu einem Arbeitseinsatz außerhalb des Ghettos nach Gostinin, etwa 80 km nördlich von Litzmannstadt/Łódź, gebracht. Am 15. Juli 1942 wurde sein Name auf der Liste der „von der Arbeit ausserhalb des Ghettos /SKOTNIKI/4 zurückgekommenen Arbeitern“ vermerkt. Zurück waren die Arbeiter aber schon am 13. Juli 1942. Da es von den anderen Arbeitern Beschwerden gegen Hans Karpe gab, wurde er für fünf Tage im Zentralgefängnis festgehalten und – wie dem Haftbuch zu entnehmen ist – am 18. Juli 1942 auf Anordnung des Präses wieder entlassen.

Nachdem seine Ehefrau und ihr gemeinsames Kind im September 1942 ermordet worden waren, zog Hans Karpe nochmals innerhalb des Ghettos um, und zwar, wie es auf der Anmeldekarte heißt, „am 4. September 1942 mit 1 Person in die Wohnung 11 an der Fischstr. 12 a“. Im Feld „Frühere Adresse“ wurde „Rückkehr von der Arbeit ausserhalb des Ghettos“ notiert. Am 12./13. November 1942 zog er im Rahmen einer „Transaktion“, wie es auf der Abmeldekarte heißt, in ein Zimmer der Wohnung 47 in der Fischstraße 21. Später arbeitete Hans Karpe im Ghetto in der Abteilung „Kart.[offel] und Gem.[üse] Mieten“ der Personalabteilung. Am 1. Februar 1943 wurde er von der Abteilung als gestrichen gemeldet, denn Hans Karpe hatte am 27. Januar 1943 mit dem 44. Arbeitertransport das Ghetto verlassen. Wo Hans Karpe starb, ist bisher nicht bekannt. Beim ITS in Bad Arolsen wurde auf seiner Karteikarte vermerkt: „7.42 Letzte Nachricht, geflohen“.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf