Gedenkbuch

Gumpertz, Alma

geb. Blumenthal

Alma Blumenthal kam am 11. September 1894 in Heessen, einem Stadtteil von Hamm in Westfalen, als Tochter von Julius Blumenthal (1863 Heessen – 1942 Treblinka) und Johanna Blumenthal, geborene Daniels, zur Welt. Sie hatte einen Bruder, Alfred Blumenthal, der am 29. August 1916 als Unteroffizier im Ersten Weltkrieg im Alter von 20 Jahren verstarb. Ihr jüngerer Bruder Karl lebte mit seiner Frau in Hamm und konnte 1938 in die USA emigrieren.

Alma Blumenthal heiratete am 23. Januar 1921 Leo Gumpertz aus Essen. Am 13. Dezember 1921 wurde ihre gemeinsame Tochter Ellen in Düsseldorf geboren. Die Familie wohnte in den 1930er-Jahren in der Beethovenstraße 12 in Düsseldorf. Ihr Mann arbeitete als Vertreter für Textilwaren. Am 27. Mai 1936 feierten sie die Einsegnung ihrer Tochter Ellen. Wegen der zunehmenden Verfolgung bemühten sich Alma Gumpertz und ihr Mann um eine Emigration. Ihre Tochter Ellen konnte am 24. Oktober 1938 nach Großbritannien emigrieren. Zwei Wochen später wurde das Ehepaar Gumpertz in der Pogromnacht 1938 in ihrer Wohnung überfallen und ein erheblicher Teil der Wohnungseinrichtung beschädigt oder zerstört. Die Eheleute zogen kurze Zeit später, am 16. Dezember 1938, in die Goethestraße 18. Alma Gumpertz war die Eigentümerin des Hauses. Auch ihr verwitweter Vater Julius Blumenthal war in die Goethestraße 18 gezogen. 

Am 28. Februar 1939 beantragte die Zollfahndungsstelle Düsseldorf eine vorläufige Sicherungsanordnung über ihr Grundstück in der Goethestraße und das weitere Vermögen. Vermutlich war dadurch die Möglichkeit der eigenen Emigration des Ehepaars Gumpertz verstellt. 

Alma Gumpertz wurde mit ihrem Ehemann am 27. Oktober 1941 in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Sie schickte am 9. Dezember 1941 eine Postkarte an Georg Schulhoff in Düsseldorf: „Meine Lieben Schulhoffs! Ich weiß nicht, ob Sie meine Karten, die ich in den letzten Tagen schrieb, schon bekommen haben. Heute möchte ich Ihnen & Ihrem Jungen recht herzlich zu dessen Geburtstag gratulieren & ihm & Ihnen von Herzen alles Gute wünschen. Wir sind gesund, haben leider erst eine Karte meines Vaters bekommen. Wir freuten uns sehr, daß er noch im Haus ist. Von meiner Tante aus Elberfeld bekamen wir heute 20 Mk geschickt; darüber war hier große Freude. Ich hoffe auch bald von Vater & Ihnen zu hören & grüße Sie recht herzlich Ihre Alma Gumpertz.“ Auf der Karte unterschreibt neben ihrem Mann auch noch Selma Aumann aus dem „Düsseldorfer Kollektiv“. Sie hatte als Hausangestellte im Haus Goethestraße 18 in Düsseldorf mit dem Ehepaar Gumpertz zusammen gewohnt. Die Postkarte kam nie bei ihrem Empfänger an, sie wurde beschlagnahmt.

Alma Gumpertz Vater Julius Blumenthal wurde aus Düsseldorf am 21. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort kam er am 21. September 1942 das Vernichtungslager Treblinka und wurde dort ermordet. Von der Deportation  ihres Vaters erfuhr Alma Gumpertz vermutlich nichts, da zu dieser Zeit eine Postsperre im Ghetto herrschte.

Alma Gumpertz war seit dem 8. Oktober 1943 im Ressort für Büroarbeiten, Fischstraße 8, als Büroarbeiterin beschäftigt. Laut den Eintragungen arbeitete sie seit dem 15. Juni 1943 generell im Ghetto. Am 12. Juli 1944 arbeitete sie im Holzbetrieb IV. Dieser war eine Kleinmöbelfabrik in der Basargasse 6. Alma Gumpertz wurde bei der Auflösung des Ghettos im August 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Für sie ist noch kein genaues Todesdatum bekannt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf