Gedenkbuch

Gumpert, Louis

Louis Gumpert kam als zweiter Sohn des Ehepaars Philipp und Rosalie Gumpert, geborene Heymann, am 14. Dezember 1875 in Werne an der Lippe zur Welt. Seine Eltern hatten am 17. September 1862 geheiratet und Louis hatte noch zwei Schwestern, mit denen er in seiner Geburtsstadt lebte. Sein Bruder Sally Gumpert war 1894 nach Düsseldorf gezogen und hatte dort die Immobilienfirma S. Gumpert auf der Charlottenstraße 61 gegründet. Louis Gumpert blieb mit seinen Schwestern in Werne, und unter dem Namen seiner älteren Schwester Cäcilie Gumpert (1865 Werne – 1942 Treblinka) unterhielten sie dort ein Kurzwarengeschäft in der Innenstadt, Bonenstraße 40, in dem sie Stoffe, Strohhüte, Bänder, Tischdecken und andere Weißwaren verkauften.

Der Kaufmann Louis Gumpert hatte auch seinen Militärdienst abgeleistet und war zeitweilig Mitglied des Magistrats. Sein Militärpass und eine Ehrenkreuzurkunde wurden später in Dokumenten des Ghetto-Archivs erwähnt, ebenso sein Magistratsausweis. In Werne engagierte sich Louis Gumpert als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und war Vorstandsmitglied verschiedener anderer Vereine. Im Jahr 1903 war er Mitbegründer des ersten Sportvereins in Werne und wurde dessen Schriftführer. 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurden alle Juden, also auch er, aus den Vereinen ausgeschlossen.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kam es auch in Werne zu Ausschreitungen. Einige Nationalsozialisten drangen zunächst in das Geschäft „Cäcilie Gumpert“ ein und warfen die Waren auf die Straße. Dann setzten sie die Zerstörungen im gesamten Haus fort. Louis Gumpert flüchtete in das Dachgeschoß des Hauses. In Panik versuchte er, auf das Dach des Nachbarhauses zu flüchten. Der Versuch misslang und Louis Gumpert fiel aus etwa 8 Metern Höhe auf den Boden und verletzte sich dabei schwer. Im Krankenhaus hielt der behandelnde Assistenzarzt Dr. Starck am 10. November 1938 den medizinischen Befund fest: „4 .) Louis Gumpert, geb. 14.12.75 aus Werne. An frischen Verletzungen wurden festgestellt: Bluterguss an beiden Augen mit starkem Vorquellen der Bindehaut des rechten Auges, Gehirnerschütterung, Kniescheibenbruch rechts. Prellung des Rücken und des rechten Oberschenkels. G. bedarf stationärer Krankenhausbehandlung für mehrere Wochen“. Aus dem St. Christophorus Krankenhaus in Werne begab sich Louis Gumpert zusammen mit seinen Schwestern Cäcilie Gumpert und Helene Cahn, geborene Gumpert (1869 Werne – 1942 Treblinka) im Frühjahr 1939 nach Düsseldorf, wo seine Schwägerin Bertha Gumpert, geborene Tannenbaum, lebte. Sein Bruder Sally Gumpert war 1928 in Düsseldorf verstorben.

Louis Gumpert wohnte zuletzt mit seiner Schwägerin Bertha Gumpert in deren Haus in der Harleßstraße 8. Am 27. Oktober 1941 wurde Louis Gumpert von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Er musste dort mit 57 weiteren Personen in das Zimmer 4 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 einziehen. Im Dezember 1941/Januar 1942 erhielt er eine Zahlung über 9,60 Mark, davon führte er zwei Drittel als Beitrag an die Solidargemeinschaft des „Düsseldorfer Kollektivs“ ab.
Am 12. Februar 1942 begab sich der 66-Jährige in das Greisenheim des Ghettos in der Gnesener Straße 26. Im Mai 1942 gelang es ihm, sich von der Deportation am 12. Mai 1942 zurückstellen zu lassen. Louis Gumpert verstarb am 12. Juli 1942 im Ghetto von Litzmannstadt/Łódź.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf