Gedenkbuch

Waltuch, Lina Mina

geb. Kaufmann

Mina, genannt Lina, Waltuch wurde am 19. Dezember 1876 in Heilbronn geboren. Ihre Eltern waren Mayer und Babette Kaufmann, geborene Strauss.Sie hatte noch acht Geschwister: Mathilde (1864-1921), Sophie (geboren 1866), Hermine (geboren 1871), Luise (geboren 1878), Emma (geboren 1880), Eugen (geboren 1881) und Hedwig (geboren 1885). Die Familie lebte später in Aschaffenburg. 1893 verstarb dort ihr Vater Mayer Kaufmann. Ihre Mutter Babette verstarb am 7. Juli 1899 in Aschaffenburg.

Lina heiratete 1900 in Köln den Kaufmann Sally Waltuch (geboren 1871). Das Ehepaar zog 1903 von Gelsenkirchen nach Düsseldorf. Als Linas Schwester Hedwig 1913 in Gelsenkirchen verstarb, zog deren 1906 geborener Sohn Ernst Waltuch zu ihnen nach Düsseldorf. Für ihn wurden Lina und Sally Waltuch zu Ersatzeltern. In der Düsseldorfer Meldekarte wurde er als angenommener Sohn vermerkt. Zu dieser Zeit wohnten sie am Wehrhahn 69. Ernst absolvierte 1925 sein Abitur am Prinz-Georg-Gymnasium. Danach studierte er in Köln und Heidelberg Jura.

Linas Ehemann Sally Waltuch verdiente in Düsseldorf sein Geld in der Schuhbranche. Er hatte seine Firma mit Sitz Kölner Straße 1/3 ins Düsseldorfer Handelsregister eintragen lassen. Nach erfolgreichem Studium praktizierte ihr Ziehsohn Ernst seit 1930 als Rechtsanwalt in Düsseldorf. Sein leiblicher Vater Isidor Waltuch, der als Kaufmann in Gelsenkirchen und später in Köln gearbeitet hatte, emigrierte 1936 und verstarb 1940 in den USA.

Einige Zeit wohnte das Ehepaar Lina und Sally Waltuch in der Bismarckstraße 93. Seit 1935 wohnten sie in der Kölner Straße 32 (in der NS-Zeit „Horst-Wessel-Straße“).  Am 17. September 1936 verstarb ihr Mann in Düsseldorf. Im gleichen Jahr emigrierte Lina Waltuch in die Niederlande. Dort wohnte mittlerweile ihr Ziehsohn Dr. Ernst Waltuch mit seiner Frau Eva. Nach dem Überfall der Deutschen auf die Niederlande im Mai 1940 war auch die Familie Waltuch wieder der nationalsozialistischen Judenverfolgung ausgesetzt. Im April 1942 wohnte Lina Waltuch mit der sechsköpfigen Familie ihres Ziehsohnes Dr. Ernst Waltuch unter der Adresse Wijk B 54 in dem kleinen Ort Ter Aar. Ein Foto von Lina Waltuch ist überliefert.

Am 22. April 1943 wurde Lina Waltuch zunächst im Internierungslager Vught festgehalten. Am 5. Mai 1943 kam sie in das „Judendurchgangslager“ Westerbork. Am 18. Mai 1943 wurde sie von dort in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und nach der Ankunft ermordet. Ihr Ziehsohn Ernst Waltuch und dessen Familie überlebte die Kriegszeit.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf