Gedenkbuch

Eckstein, Margarethe Sophie

geb. Roos

Am 2. Januar 1900 kam Margarethe Sophie Roos als Tochter von Jakob und Julie Roos, geborene Baer, in Düsseldorf zur Welt. Ihre Eltern hatten am 4. August 1893 in Düsseldorf geheiratet. Ihre Mutter Julie war am 28. Juni 1872 als Tochter des Ehepaars Bernhard und Wilhelmine Baer, geborene Hermanns, in Düsseldorf zur Welt gekommen. Ihr Vater Jakob Roos (1834-1900) war 30 Jahre älter als ihre Mutter. Er starb fünf Tage nach Margarethes Geburt.

Ihre Mutter Julie heiratete in zweiter Ehe den Musiker Robert Joseph. Er stammte aus Friedberg in der Neumark. Am 28. Februar 1908 kam Margarethes Halbbruder Walter Joseph in Düsseldorf zur Welt.

Margarethe Roos wuchs mit ihren Eltern und ihrem Stiefbruder in Düsseldorf auf. Ihr Stiefvater arbeitete als Harfenist beim dem städtischen Orchester in Düsseldorf.
Margarethe besuchte die Luisenschule und wurde Bürogehilfin bei der „Königlichen Gewerbeinspektion Düsseldorfer Land“. 1922 heiratete sie den Kaufmann Albert Eckstein. Ihr Mann Albert Eckstein war am 15. Juli 1892 in Langerwehe bei Aachen zur Welt gekommen und hatte zunächst den Metzgerberuf ausgeübt.

Nach der Hochzeit eröffnete das Ehepaar Eckstein’s Seifenzentrale, ein eigenes Geschäft am Wehrhahn 32. Am 21. November 1923 wurde Sohn Erich geboren, am 12. Dezember 1924 folgte Tochter Marianne. Die Familie wohnte zunächst in der Kronenstraße 26.

Am 6. März 1933 verstarb ihr Stiefvater Robert Joseph im Alter von 62 Jahren, und ihre Mutter Julie Joseph zog zu ihnen in die Moltkestraße 53.

1935 zwangen die nationalsozialistischen Boykottaktionen das Geschäft der Familie aufzugeben. Ihr Mann belieferte von da an Privatkunden mit Seifenerzeugnissen aller Art und bemühte sich zeitgleich um Arbeits- und Auswanderungsmöglichkeiten. Die Familie wurde auseinandergerissen: 1937 konnte Tochter Marianne (Tita genannt) in die Vereinigten Staaten einreisen. Sie wurde später von ihren amerikanischen Pflegeeltern adoptiert.

Im Mai 1938 floh ihr Mann Albert Eckstein in die Niederlande, um dort die Emigration von Margarethe und ihrem Sohn Erich vorzubereiten. Im Februar 1939 sah ihr Mann Sohn Erich zum letzten Mal, als dieser mit einem sogenannten Kindertransport Deutschland verlassen und über Hoek van Holland nach England einreisen konnte.

Margarethe Eckstein wohnte weiterhin mit ihrer Mutter Julie Joseph und Adelheid Baer in der Moltkestraße 53. Am 7. Mai 1939 schrieb Adelheid Baer an Erich: „Jetzt tritt wieder ein neues Gesetz im Kraft, wonach wir wohl nicht mehr lange in unsere Wohnung bleiben können. Vielleicht daß wir bei Onkel Jupp etwas haben können. Aber so furchtbar dringend ist es noch nicht.“

Am 18. Mai 1941 schrieb Margarethe Eckstein an ihren Sohn Erich: „Zu meiner allergrössten Freude erhielt ich vor kurzem Deinen lieben Brief vom 4. Dezember 1940 und hoffe, dass auch diese Zeilen Dich gesund antreffen. Grossmutter und ich sind wohlauf. Papa ebenfalls. Inzwischen wirst Du leider erfahren haben, dass die liebe Nena [Adelheid Baer, Tante] gestorben ist. Sie war sehr krank aber sie hatte einen sanften Tod.“ Und sie ergänzte: „Ich wohne nun mit Oma und Onkel Walter zusammen und wird Oma gleich noch anschreiben.“

Margarethe Eckstein, ihre Mutter Julie Joseph und Walter Joseph waren mittlerweile in die Moltkestraße 83 gezogen. Am 10. November 1941 wurde Margarethe Eckstein ins Ghetto von Minsk deportiert. Unter welchen Umständen sie starb, ist nicht bekannt.

Ihr Mann Albert Eckstein fand eine Arbeit bei einem niederländischen Metzger in Utrecht, bei dem auch sein Neffe Otto beschäftigt war. Ohne Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitserlaubnis erstmals von den niederländischen Behörden nach Kriegsausbruch im Herbst 1939 interniert, befand er sich nach der deutschen Besetzung der Niederlande vom 10. Mai 1940 ständig auf der Flucht.
Im Februar 1943 fiel er bei einer Razzia in Amsterdam den Deutschen in die Hände und wurde im „Judendurchgangslager“ Westerbork interniert. Am 4. September 1944 deportierte man ihn ins Ghetto Theresienstadt. Drei Wochen später kam er ins Vernichtungslager Auschwitz und wurde ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf