Gedenkbuch

Mendels, Wilhelm (Willi)

Am 23. Dezember 1896 wurde in Harsewinkel im Kreis Warendorf Wilhelm Mendels geboren. Seine Eltern, Abraham Albert und Helene Mendels, geborene Gronsfeld, hatten noch zwei weitere Kinder: Gustav (1903-1976) und Erna (1898-1927). Die gesamte Familie zog an den Niederrhein. 1912 verstarb sein Vater in Kamp-Lintfort. Seine Schwester, die den Kaufmann Adolf Silberberg geheiratet hatte, verstarb einige Tage nach der Geburt ihres ersten Kindes am 9. Juli 1927 in Kamp-Lintfort.

Willy Mendels lebte als Kaufmann zunächst in Lintfort bei Moers im Haus Moerser Straße 337. Im März 1933 heiratete er Alwine Benjamin. Von der Mitgift in Höhe von 15.000 RM, die die Mutter von Alwine Benjamin den Eheleuten mit auf den Weg gab, eröffnete Willy Mendels mit seinem Bruder Gustav am 22. August 1933 in Kamp-Lintfort in der Moerser Straße 337 das Textilkaufhaus „Witwe Helene Mendels Nachfolger“. Seine Eltern hatten dort bereits vor dem Ersten Weltkrieg (ca. 1912) ein Geschäft geführt, und seine Mutter Helene Mendels übertrug ihren Söhnen am 3. Juli 1933 – wenige Tage vor ihrem Tod, das Grundstück im Rahmen einer Schenkung. Die Brüder verkauften Textilien, Konfektion und Berufskleidung auf zwei Stockwerken. Das Kaufhaus hatte 15 Angestellte und in der Regel drei Lehrlinge.

Am 10. Juni 1934 wurde Willy Mendels einziges Kind, Günther, geboren. 1935 nahm der Boykott des Kaufhauses der Familie Mendels zu. „Mahnwachen“ der NSDAP formierten sich regelmäßig vor dem Geschäft. Am 19. Februar 1938 wurde Willy Mendels Alleineigentümer des elterlichen Grundstücks und zahlte seinen Bruder Gustav anteilmäßig aus. Dieser wollte ins Ausland emigrieren, was ihm 1939 gelang.

Im Zuge der Verwüstungen der Pogromnacht 1938 wurde das Kaufhaus zerstört, die vier großen Schaufensterscheiben zertrümmert und Waren gestohlen oder beschädigt. Willy und sein Bruder Gustav Mendels wurden in das KZ Dachau deportiert. Am 12. Dezember 1938 wurde Willy Mendels wieder entlassen, sein Bruder Gustav einige Tage früher. Beide wurden gezwungen, das Geschäft zu schließen und ihr Gewerbe zum 31. Dezember 1938 abzumelden. Am 23. Januar 1940 übernahm der Kunstmühlenfabrikant Gottfried van Hees die nun „arisierten“ Geschäftsräume, und die Familie Mendels zog nach Düsseldorf. Dort wohnte sie bis zur Deportation in der Herderstraße 63.

Laut der im Oktober 1941 ausgefüllten Vermögenserklärung besaß Willy Mendels ein Konto bei der Stadtsparkasse Düsseldorf in Höhe von 17.026,54 RM. Er wurde am 27. Oktober 1941 zusammen mit seiner Familie von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Sie mussten dort in der Kollektivunterkunft Fischstraße 21, Zimmer 1, leben. Willy Mendels wurde zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn am 14. Mai 1942 mit dem XI. Transport aus dem Ghetto von Litzmannstadt/Łódź gebracht und am nächsten Tag in Chełmno ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf