Gedenkbuch

Pagener, Sophie

geb. Ferse

Sophie Ferse wurde am 29. Dezember 1888 in Köln geboren. Ihr Eltern waren Julius und Paula Ferse, geborene Wolfenstein. Die Familie lebte in ihrem eigenen Haus am Lindenthalgürtel in Köln. Die ausgebildete Konzertpianistin Sophie Ferse zog 1911 von Köln nach Düsseldorf. Dort heiratete sie den Rechtsanwalt Dr. Bernhard Bendix Pagener. Ihr Mann war 1906 von seinem Geburtsort Epe, seit 1975 ein Stadtteil der Stadt Gronau, nach Düsseldorf gezogen.

Das Paar wohnte zunächst am Kaiser-Wilhelm-Ring 43 in Düsseldorf-Oberkassel. Am 26. Oktober 1911 wurde ihr Sohn Hans geboren. Am 28. Oktober 1913 folgte die Tochter Gudrun Amalie. Und schließlich kam mit Annemarie das Nesthäckchen am 16. Mai 1921 in Düsseldorf zur Welt. Zwischenzeitlich, ab 1915, war ihr Mann als Soldat zum Herresdienst während des Ersten Weltkrieges einberufen worden.

Bis 1933 arbeitete ihr Mann erfolgreich als Rechtsanwalt am Amts- und Landgericht. Die Familie bewohnte mittlerweile eine große Wohnung im eigenen Haus in der Königsallee 37. Im Musikzimmer standen zwei Flügel. Eine Geige und ein Grammophon waren auch in ihrem Besitz. Im Haus befand sich auch die Bibliothek der Familie mit rund 900 Bänden. Nach 1933 begannen die massiven Einschränkungen.

Ihre Mutter Paula Ferse, geborene Wolfenstein, starb am 16. März 1936. Sie hatte zuletzt in Düsseldorf in der Adersstraße 8 gewohnt.

Ihr Sohn Hans Pagener war mitten in seiner kaufmännischen Ausbildung, als er am 26. Oktober 1936 die Gelegenheit bekam, nach Zürich auszuwandern. Später emigrierte er weiter nach Tel Aviv, Palästina. Die Tochter Gudrun zog mit ihrem Ehemann Dr. Herbert Loewenstein nach Leipzig. Die jüngste Tochter Annemarie konnte am 9. Juni 1939 nach London emigrieren.

Auch Sophie Pagener und ihr Mann bemühten sich intensiv um eine Auswanderung. Erstes Ziel war Ecuador. Das Umzugsgut des Paares war schon verpackt in drei Lifts und befand sich im Hamburger Freihafen als 1939 der zweite Weltkrieg begann und alle Pläne zunichte machte. Der Versuch, im Jahr 1940 mit einem illegalen Transport über die Donau und das Schwarze Meer zu ihrem Sohn nach Palästina zu gelangen, scheiterte am schlechten Gesundheitszustand ihres Mannes. Sie waren bereits in Wien, als Bernhard Pagener während der improvisierten Übernachtung der Flüchtlingsgruppe in einer Synagoge einen Schlaganfall erlitt. An die Weiterreise war nicht mehr zu denken. Nachdem er sich ein bisschen erholt hatte, reiste Sophie Pagener mit ihrem kranken Ehemann nach Düsseldorf zurück. Einige Monate später erlitt er in der Golzheimer Klinik einen zweiten Schlaganfall und verstarb dort am 8. November 1940.
Nach dem Tod ihres Mannes zog Sophie Pagener von der Königsallee 37 (in der NS- Zeit: Albert-Leo-Schlageter-Allee) in die Rathelbeckstraße 322. 

Sophie Pagener gab in der von den Nationalsozialisten erzwungenen Vermögenserklärung an, neben dem Haus in der Königsallee 37 noch Immobilien in der Ackerstraße 8, Hansaallee 100, Rathelbeckstraße 322, Dianastraße 17, 23, 27, 28 und 33 sowie einen 1/3-Anteil an einem Haus in der Martinstraße 73 zu besitzen. Alle Immobilien wurden von Ferdinand Fischer verwaltet. Auch in Köln gehörte ihr eine Liegenschaft (Lindenthalgürtel 25). Zusätzlich besaß sie Bauland und landwirtschaftliche Grundstücke in Espe und in Gronau. Dort hatte die Familie ihres Mannes eine Kunsthonigfabrik betrieben. Am 31. März 1941 verfasste Sophie Pagener ein Testament und hinterlegte es bei ihrem Verwalter Ferdinand Fischer.

Sophie Pagener wurde am 27. Oktober 1941 von Düsseldorf in das Ghetto von Litzmannstadt/Łódź deportiert. Dort musste sie mit 63 weiteren Personen im Zimmer 8 der Kollektivunterkunft Fischstraße 15 wohnen. Über das „Düsseldorfer Kollektiv“ wurde sie verpflegt und erhielt ihre eigene Brotkarte mit der Nummer 168714. Im Dezember 1941 wurde ihr Name nachträglich in die Liste „Postanweisungen, Quittungen Hauptkasse für abgeführte Beträge des Kollektivs Düsseldorf, Lohnzahlungen Dez. 1941/Jan. 1942“ eingetragen. Am 2. Mai 1942 wurde auf der Liste der Gutschriften der H.K.- Beträge unter ihrem Namen der Betrag von 58,50 Mark vermerkt.

Sophie Pagener wurde am 6. Mai 1942 mit dem III. Transport aus dem Ghetto von Litzmannstadt/Łódź nach Chełmno gebracht und am nächsten Tag ermordet.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf