Gedenkbuch

Löhnberg, Walter

Am 1. März 1879 kam Walter Löhnberg in Duisburg zur Welt. Seine Eltern waren der Kaufmann Levy Leon und Jenny Löhnberg, geborene Manes. Sie hatten 1975 in Düsseldorf geheiratet. Am 19. Juni 1877 war in Duisburg sein Bruder Alfred zur Welt gekommen. Im Juli 1877 zog die Familie Löhnberg in Duisburg in das frühere W. Schüren´sche Haus hinterm Burgacker, wie sein Vater in einer Anzeige in der Rhein- und Ruhrzeitung mitteilte. So wuchs Walter Löhnberg mit seinen Geschwister am Pulverweg 43 auf. Am 16. August 1880 ließ sein Vater Leon Löhnberg zusammen mit dessen Bruder Adolf die offene Handelsgesellschaft „Gebr. Löhnberg“ ins Handelsregister eintragen.

1885 wohnte Walter Löhnberg mit seiner Familie in Duisburg im Haus Sonnenwall 67. Mittlerweile hatte er noch zwei Schwestern bekommen: Anna (geboren 1881) und Alice (geboren 1884). Mit einer Anzeige in der Rhein- und Ruhrzeitung vom 6. Juni 1885 suchte seine Mutter ein „älteres, erfahrenes Kindermädchen“. Am 30. September 1886 ließen seine Eltern die offene Handelsgesellschaft „Löhnberg & Cie.“ in Duisburger Handelsregister eintragen. 1888 wohnte die Familie in der Neustraße 12. Im gleichen Jahr schied sein Vater Leon Löhnberg aus der Repräsentanten-Versammlung der Synagogengemeinde Duisburg aus.

Um die Jahrhundertwende absolvierte Walter Löhnberg eine Ausbildung zum Kaufmann. Am 9. Januar 1907 wurde die Speditionsfirma Hugo Daniels in das Düsseldorfer Handelsregister eintragen. Walter Löhnberg, der zu diesem Zeitpunkt bereits in Düsseldorf wohnte, wurde für die Firma Prokura erteilt.

Im April 1909 verlobte sich Walter Löhnberg in Düsseldorf mit Lucy Cohen. Die Hochzeit fand am 11. Juli 1909 statt. Am 18. Mai 1910 wurde der Sohn Fritz Moritz in Düsseldorf geboren. Am 6. Januar 1914 folgte der zweite Sohn, Klaus.

Walters Bruder Alfred Löhnberg erhielt als Unteroffizier der Landwehr 1915 das Eiserne Kreuz verliehen. Ob Walter Löhnberg auch als Soldat im Ersten Weltkrieg kämpfte ist nicht bekannt. 1917 wurde sein Vater Leon Löhnberg für den Bezirk des Landgerichts Duisburg als Dolmetscher der französischen Sprache beeidigt. 

Am 30. Juli 1919 kam Walter Löhnbergs Tochter Marianne in Düsseldorf zur Welt. Die Familie wohnte in der Sybelstraße 11. Das Haus gehörte seinen Schwiegereltern. Am 11. Mai 1922 verstarb in Duisburg sein Vater im Alter von 72 Jahren.

1925 hatte die Firma Hugo Daniels GmbH & Co. seinen Sitz in der Kaistraße 22. Ihre Geschäftsfelder waren Spedition, Schiffahrt und Lagerung. Inhaber waren im Jahr 1925: Walter Löhnberg, Gustav Daniels und Julius Thalheimer. Im Jahr 1925 war Walter Löhnberg zusätzlich stellvertretender Vorsitzender der Speditions- und Fuhrwerkvereinigung e.V. in Düsseldorf. Am 12. Januar 1927 wurde die Speditionsgesellschaft „Transimex“ ins Handelsregister eingetragen. Es handelte sich um eine Speditions- und Schiffahrtsgesellschaft. Walter Löhnberg fungierte zusammen mit Julius Thalheimer und Hans Rahmelow als Geschäftsführer. Gustav Daniels war der Geschäftsführer der Firmen in Rotterdam. Der Firmensitz wurde von Düsseldorf nach Duisburg verlegt. Im Januar 1928 gründeten sie eine Zweigniederlassung der Firma in Dortmund.

Am 4. September 1928 verstarb durch einen Schlaganfall seine Schwiegermutter Emilie Cohen, geborene Michaelis. Sie hatte mit ihnen in der Sybelstraße 11 gelebt.

Am 1. August 1938 zog Walter Löhnberg mit seiner Frau in die Grunerstraße 44. Dort wurden sie im Zuge des Novemberpogroms 1938 überfallen und die Wohnung von den Nazischlägern restlos zerstört.

Im September 1938 war Walter Löhnberg bereits einige Wochen in Rotterdam gewesen. Vermutlich, um eine Emigration der Familie in die Wege zu leiten. Gemeldet gewesen war er im Rotterdamer Stadtteil Hillegersberg in der Hoyledesingel 39. Nach der Erfahrungen des Pogroms in Düsseldorf flüchtete Walter Löhnberg am 13. Dezember 1938 nach Rotterdam. Seine Frau und die Tochter folgten ihm erst am 1. Juli 1939. Am 6. Mai 1939 hatte sein 25-jähriger Sohn Klaus mit der SS Veendam die Fahrt von Rotterdam nach Amerika beginnen können.

Im Dezember 1939 wurde Walter Löhnberg in Abwesenheit zu einer dreimonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, weil er verdächtigt wurde über ein Speditionsschiff, Devisen und andere Wertgegenstände von Deutschland in die Niederlande schmuggeln zu wollen.

Am 5. Juni 1940 konnte seine Tochter Marianne von Rotterdam nach London emigrieren. Ab dem 5. Oktober 1940 wohnte Walter Löhnberg mit seiner Frau Lucy in De Bilt in der Sweelincklaan 91. Mitte 1942 wurde damit begonnen jüdische Einwohner des Ortes De Bilt zu zwingen, nach Amsterdam zu ziehen. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde am 29. August 1942 auch die Wohnung von Walter und Lucy Löhnberg in De Bilt von zwei Mitarbeitern der Hausrat-Erfassungsstelle der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ aufgesucht. Die Abteilung sollte das Eigentum der jüdischen Bevölkerung registrieren und nach der Deportation verwalten und verkaufen. Nach der Inventar-Erfassung musste das Ehepaar Löhnberg De Bilt verlassen und nach Amsterdam umziehen. Ab dem 23. September 1942 wohnten sie zur Untermiete bei Erwteman in der Roerstraat 3 II in Amsterdam. Dort waren die Verfolgungsmaßnahmen gegen Juden massiv. Möglicherweise wurden Walter Löhnberg und seine Frau umgehend aufgefordert, sich ins Lager Westerbork zu begeben, oder sie gerieten in eine Razzia. Auf der Karte seiner Ehefrau im Register des Amsterdamer „Judenrats“ wurde vermerkt, dass sich Walter und Lucy Löhnberg am 24. September 1942 im Durchgangslager Westerbork registriert wurden. Am 29. Oktober 1942 scheint er zum ersten Mal von einer Deportation bedroht gewesen zu sein. Doch er wurde „Auf 14 Tage zurückgestellt“, wie auf einem Dokument des „Registratie-Buero Lager Westerbork“ vermerkt wurde. Am 13. November 1942 befanden sich beide in der Baracke 56 im Lager Westerbork.

Am 4. Mai 1943 wurde er mit seiner Frau mit einem Transport aus dem Durchgangslager Westerbork in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und nach der Ankunft am 7. Mai 1943 ermordet.

Ihr Sohn Klaus Löhnberg, der mittlerweile Soldat der US Army war, stellte am 17. Juni 1945 einen Nachforschungsantrag an das Displaced Persons Branch. Das Dokument befindet sich heute in den Arolsen Archives.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf