Gedenkbuch

Löb, Moritz

Moritz Löb kam am 18. November 1867 in Hachenburg, einer Kleinstadt im Westerwaldkreis, als Sohn der Eheleute Levi und Franziska Löb, geborene Jössel, zur Welt. Er hatte zwei Schwestern: Pauline Löb (geboren 1863) und Selma (1871-1932). 1866 war sein Vater Levi Löb der Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Hachenburg.

Moritz Löb heiratete am 8. Februar 1899 in Mainz Rosa Weil. Seine Frau war 1867 in Leutershausen zur Welt gekommen. Nach der Hochzeit zog sie von Mainz zu ihm nach Hachenburg. Am 12. Dezember 1899 wurde seine Tochter Irma in Hachenburg geboren.

Moritz Löb arbeitete als Schuhhändler in Hachenburg. Er war im Ort bekannt als Pferdeliebhaber. Außerdem war Moritz Löb aktives Mitglied im Turn- und Gesangverein.

Seine unverheiratete Schwester Pauline Löb wohnte in Hachenburg zusammen mit der Schwester Selma in der Hintergasse und arbeitete als Näherin. Die Schwester Selma Löb verstarb am 28. September 1932 in Hachenburg. Auf ihrem Grabstein steht die Widmung: „Hier ruht in Gott unsere liebe Schwester und Tante Fräulein Selma Löb“.

1933 heiratete seine Tochter Irma Löb in Hachenburg Eugen Mendel. Sie zog nach der Hochzeit zu ihrem Mann nach Saarbrücken. Zur Geburt ihres ersten Kindes kam seine Tochter nach Hachenburg zurück. Am 24. August 1935 wurde in Hachenburg sein Enkel Hans Lothar Mendel geboren.

Im November 1938 befand sich sein Schwiegersohn Eugen Mendel wieder mit seiner Familie in Saarbrücken. In der Richard-Wagner Straße 72 erlitten sie die Gewalt und die Übergriffe im Zuge der Pogromnacht. Eugen Mendel wurde verhaftet und am 15. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau überführt.

Moritz Löbs Tochter Irma Mendel zog vermutlich daraufhin mit ihrem dreijährigen Sohn zu ihm nach Hachenburg. Sie zogen zu ihm ins Haus Wilhelmstraße 8. 

Auch in Hachenburg war am 9. November 1938 auch die dortige Synagoge geschändet worden. Der 71-jährige verwitwete Moritz Löb war mit anderen jüdischen Bewohnern aus der Wohnung geholt und durch die Stadt getrieben worden.

Sein Schwiegersohn wurde erst am 4. Mai 1939 aus dem KZ Dachau entlassen und kam direkt zu ihnen nach Hachenburg. 

Von dort erfolgte der Umzug nach Köln und dann nach Düsseldorf. Seine Tochter bezog mit ihrer Familie am 20. Oktober 1939 eine Wohnung in der Rochusstraße 57. Sein Schwiegersohn Eugen Mendel plante mit seiner Familie zu seinen Geschwistern in die USA zu emigrieren. Ein Deposit für die Emigration hatten seine Geschwister bereits hinterlegt. Mit Kriegsausbruch und Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg zerschlugen sich alle Fluchtpläne.

Am 2. Januar 1940 zog Moritz Löb mit seiner unverheirateten Schwester Pauline zu ihnen in die Rochusstraße 57. Dort wohnten sie gemeinsam fast zwei Jahre. Am 10. November 1941 wurde seine Tochter Irma zusammen mit ihrem Mann und dem sechsjährigen Hans Lothar in das Ghetto Minsk deportiert. Sie haben nicht überlebt.

Am 18. Dezember 1941 zog Moritz Löb mit seiner Schwester in die Teutonenstraße 9 in Düsseldorf. Beide wurden aus Düsseldorf am 21. Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort verstarb Moritz Löb am 1. September 1942. Auf der Todesfallanzeige wurde als Todesursache Schlaganfall eingetragen. Seine Schwester Pauline Löb verstarb am 2. Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf