Lewkowicz, Ingeborg
geb. FreundIngeborg Freund kam am 4. November 1921 in Mönchengladbach als Tochter des Ehepaars Richard und Johanna Freund, geborene Cappel, zur Welt. Ihre Eltern hatten 1920 in Rheydt geheiratet. Ihr Vater arbeitete als Teilhaber der elterlichen Firma Freund & Herzberger. Als Ingeborg drei Jahre alt war wurde ihre Schwester Margrit am 26. September 1924 in Mönchengladbach geboren.
Von Aachen kommend zog Ingeborg Freund mit ihrer Familie am 7. Dezember 1931 nach Düsseldorf. Sie bezogen eine Wohnung in der Lindenstraße 263. Ihr Vater Richard Freund arbeitete auch in Düsseldorf als Kaufmann. Im ersten Jahr der Machtübernahme der Nationalsozialisten zog ihre Familie am 25. September 1933 nach Köln. Vermutlich besuchte die damals zwölfjährige Ingeborg dann in Köln die Schule.
Am 16. Juni 1936 emigrierte Ingeborg Freund mit ihrer Familie in die Niederlande. Sie zogen nach Amsterdam in die Amstellaan 59 II. In den Niederlanden arbeitete ihr Vater als Werbezeichner. Ihre Schwester Margrit besuche die Vondelschule in der Jekerstraat in Amsterdam. Ein Foto ihrer Klasse ist erhalten geblieben. Das Schulgebäude fand sich in der Jekerstraat 84. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Schule als jüdische Schule genutzt. Am 13. August 1938 zogen sie um in die Rijnstraat 59. Ein weiterer Umzug erfolgte am 20. Oktober 1940. Nun wohnte Ingeborg Freund mit ihrer Familie in der Diezestraat 20 hs.
Am 9. Januar 1941 heiratete Ingeborg Freund in Amsterdam den polnischen Juden Josef Lewkowicz. Ihr Mann war am 14. Januar 1908 in Wieckowice zur Welt gekommen. Ingeborg zog danach mit ihrem Ehemann in die Hunzestraße 22 II. Später gingen sie nach Belgien. Dort arbeiteten beide als Schneider. Ingeborg und deren Mann Josef Lewkowicz wurden am 19. April 1943 mit dem XX. Transport aus dem Lager Mechelen in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Der Transport umfasste 1.631 jüdische Menschen aus dem Lager Mechelen in Belgien, die in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert werden sollten. Drei junge belgische Männer zwangen den Zug zwischen Boortmeerbeek und Haacht zum Anhalten und öffneten so viele Waggons, wie sie konnten. 231 Deportierte konnten entkommen, von denen 115 Menschen auf der Flucht blieben, 90 Geflüchtete wurden wieder verhaftet und 26 wurden auf der Flucht erschossen. Es war die größte Aktion, um Juden aus einem Zug nach Auschwitz zu retten. Ingeborg Lewkowicz gehörte leider nicht zu den Geretteten. Sie wurde in Auschwitz ermordet. Ihr Mann Josef Lewkowicz überlebte Auschwitz und weitere Lager.
Ihre Eltern und ihre Schwester wurden am 15. April 1943 in Amsterdam verhaftet und im Judendurchgangslager Westerbork interniert. Von Dort wurden sie am 21. April 1943 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von dort kamen sie am 28. September 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Ihre Schwester und ihr Vater Richard Freund wurden am 30. September 1944 in Auschwitz ermordet. Ihre Mutter Johanna Freund überlebte und ging nach dem Krieg nach Israel.