Wyngaard, Ferdinand
Ferdinand Fred Wyngaard wurde am 19. Mai 1882 in Düsseldorf als Sohn von Moses Wyngaard (1834 – 1910) und Helene Cahn (1842 – 1914) geboren. Sein Vater Moses Wyngaard war als Metzger und Viehhändler tätig und gehörte gemeinsam mit seinen Brüdern Simon und Isaac, den „Gebrüdern Wyngaard“ aus Latum, ab 1889 zu den aktiven Verkäufern auf regionalen Viehmärkten. Ferdinand Wyngaard hatte zwei ältere Geschwister: Clara, geboren am 23. Dezember 1878, und Hermann, geboren am 23. März 1880. Der Vater, Moses Wyngaard, starb nach kurzer Krankheit im Alter von 76 Jahren am 1. November 1910. In verschiedenen Dokumenten erscheint der Nachname von Ferdinand Wyngaard auch in der Schreibweise „Wyngard“.
Als Kaufmann war Ferdinand Wyngaard Teilhaber der Firma Wyngaard & Koch, einem Fell-, Darm- und Gewürzhandel mit Sitz in der Spichernstraße 50, wie aus den Düsseldorfer Adressbüchern hervorgeht. Am 13. Juli 1920 verstarb Ferdinand Wyngaards älterer Bruder Hermann im Alter von nur 40 Jahren.
Ferdinand Wyngaard war ein engagiertes Mitglied des Düsseldorfer Stenographenvereins und wurde am 29. November 1931 anlässlich des 55. Stiftungsfestes für seine 30-jährige Vereinszugehörigkeit zum Ehrenmitglied ernannt. Ferdinand lebte in der Blücherstraße 2a in Düsseldorf – in demselben Haus, in dem auch die Witwe seines verstorbenen Bruders Hermann Wyngaard gemeinsam mit ihrem neuen Ehemann Armin Israel wohnte.
Die ab 1935 verstärkten Boykottaktionen gegen jüdische Viehhändler führten zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen der Familie Wyngaard und erschwerten eine Fortführung des Geschäfts zunehmend. In den Jahren zwischen 1933 und 1939 konnte die Familie Wyngaard ihren Lebensunterhalt vor allem durch Pachteinnahmen sowie aus dem verbliebenen Barvermögen bestreiten. Ob Ferdinand Wyngaard eine Emigration aus Nazi-Deutschland plante, ist nicht bekannt.
Am 10. November 1941 wurde Ferdinand Wyngaard zusammen mit Selma und Armin Israel in das Ghetto Minsk deportiert. In einer Abschrift eines Transportberichts, der im Bestand der Wiener Library erhalten ist, beschreibt der Hauptmann der Schutzpolizei und SS-Sturmbannführer Wilhelm Meurin unter dem Titel „Evakuierung von Juden nach Minsk“ die Deportation von Jüdinnen und Juden aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf. Demnach verließ der Transport mit 992 Menschen, darunter auch Ferdinand Wyngaard, den Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf am 10. November 1941 um 10:40 Uhr. Am Bahnhof Wuppertal-Steinbeck wurden weitere Menschen in den Zug aufgenommen. Nach einer viertägigen Fahrt mit vielen Unterbrechungen kam der Zug schließlich in Minsk an. Meurin berichtet, dass die Deportierten zu diesem Zeitpunkt stark geschwächt waren, da der Zug oft unbeheizt stillstand und insbesondere nach dem Grenzübertritt in das sowjetische Gebiet kein Wasser mehr verfügbar war.
Von den meisten der aus Deutschland deportierten Jüdinnen und Juden, die nach Minsk gebracht wurden, gelangten viele nach Maly Trostenec, wo sie ermordet wurden. Bei vielen von ihnen, darunter auch Ferdinand Wyngaard, verliert sich die weitere Spur. Aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen im deutschen Teil des Ghettos – darunter kaum vorhandene sanitäre Einrichtungen, extreme Kälte und akute Nahrungsmittelknappheit – starben bereits in der ersten Woche nach Ankunft rund 700 Menschen. Ein genaues Todesdatum von Ferdinand Wyngaard läßt sich nicht ermitteln.