Israel, Armin
Armin Israel wurde am 15. September 1886 in Groß-Gerau geboren. Sein Vater Joseph Israel war seit 1879 Teil einer langjährigen Tradition jüdischer Lehrer in Groß-Gerau, die die jüdische Bildung in der Region prägte. Armin hatte einen älteren Bruder, Salomon, der 1879 geboren wurde. Laut der erhaltenen Geburtsurkunde Armin Israels erschien Joseph Israel persönlich beim Standesamt und zeigte die Geburt seines Sohnes an. Demnach wurde Armin am 15. September 1886 vormittags um acht Uhr in der elterlichen Wohnung in Groß-Gerau geboren. Die Mutter, Bertha Israel, geborene Kahn, war wie ihr Ehemann jüdischen Glaubens und lebte mit ihm gemeinsam im selben Haushalt. Am 6. April 1888 erlitt die Familie einen schweren Verlust: Armins kleiner Bruder Samson Israel verstarb im Alter von nur einem Monat und 23 Tagen.
Vier Jahre später, am 9. September 1892, fand die feierliche Einweihung der Synagoge in Groß-Gerau statt. Als Kind erlebte Armin Israel, wie die jüdische Gemeinde in dieser Zeit aufblühte. 1914 als der Erste Weltkrieg begann war Armin Israel 28 Jahre alt. Er leiste seinen Militärdienst in der 4. Kompanie des Reserve-Jäger-Bataillons Nr. 19 mit Standort in Naumburg an der Saale. Während eines Gefechts wurde er leicht verwundet.
Später ließ sich Armin Israel in Düsseldorf nieder, wo er als Kaufmann tätig war. Er war mit Selma Mendel verheiratet, die am 8. Dezember 1882 in Wittlich geboren worden war und verwitwet in die Ehe ging. Im Düsseldorfer Stadtanzeiger vom 2. Dezember 1927 veröffentlichte Armin Israel eine Anzeige, in der er Verkäuferinnen für sein Geschäft an der Blücherstraße 2a suchte – eine Herrenausstattung am Dreieck, unweit des Stadtzentrums. Im selben Haus wohnte auch Ferdinand Wyngaard, der Bruder des verstorbenen ersten Ehemanns seiner Frau Selma Israel.
Am 16. Juli 1932 kündigte Armin Israel im Düsseldorfer Stadtanzeiger einen Totalausverkauf aufgrund der Geschäftsaufgabe seines Herrenausstattungsgeschäfts an. Die Aufgabe des Geschäfts fällt in die Zeit der Weltwirtschaftskrise, die seit 1929 auch in Deutschland zahlreiche Existenzen bedrohte.
Armin und Selma Israel führten ein gemeinsames Leben, das durch die politischen Umbrüche und die zunehmende Verfolgung der jüdischen Bevölkerung unter der nationalsozialistischen Herrschaft tiefgreifend erschüttert wurde. Am 10. November 1941 wurden Armin Israel, seine Ehefrau Selma Israel sowie Ferdinand Wyngaard im Zuge der Deportationen nach Minsk verschleppt.
Bereits im August 1941 wurden rund 5.000 russische Jüdinnen und Juden im Ghetto von Minsk von deutschen Einheiten ermordet. Am 6. und 7. November 1941 fand die erste große sogenannte „Aktion“ im Ghetto statt. Angehörige der SS, der Einsatzgruppe A sowie der Sicherheitspolizei und des SD erschossen in der Nähe des Ortes Tutschinka etwa 12.000 Jüdinnen und Juden. Die leerstehenden Häuser im Ghetto wurden anschließend mit aus Deutschland deportierten Jüdinnen und Juden belegt. Zu diesen Deportierten gehörten auch Armin Israel seine Frau Selma und Ferdinand Wyngaard. Sie gehörten zu den 627 Düsseldorfer Jüdinnen und Juden, die am 10. November 1941 zusammen mit weiteren 366 Personen aus anderen Städten in einem Transport nach Minsk deportiert wurden. Insgesamt zählte der Transport 993 Menschen.
Vor ihrer Deportation hatten sich Armin und Selma Israel beim zuständigen Polizeirevier offiziell abmelden müssen. Es wurde „Umsiedlung nach Minsk“ eingetragen – ein Euphemismus, der die tatsächliche Zwangsmaßnahme verschleierte. Am Abend des 9. November 1941 hatten sie sich dann in der Deportationssammelstelle am Düsseldorfer Schlachthof eingefunden. In einer Abschrift eines Transportberichts, der im Bestand der Wiener Library erhalten ist, beschreibt der Hauptmann der Schutzpolizei Meurin unter dem Titel „Evakuierung von Juden nach Minsk“ die Deportation. Dem Bericht zufolge verließ ein Transport mit insgesamt 992 Menschen – darunter auch Armin Israel und seine Ehefrau Selma – am 10. November 1941 um 10:40 Uhr den Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf. Die Deportierten stammten aus Düsseldorf, Essen und Wuppertal. Am Bahnhof Wuppertal-Steinbeck wurden weitere Personen in den Zug aufgenommen.
Nach einer viertägigen Fahrt mit zahlreichen Unterbrechungen traf der Transport schließlich in Minsk ein. Meurin schildert, dass die Deportierten bei ihrer Ankunft bereits stark geschwächt gewesen seien: Der Zug musste bei Außentemperaturen von bis zu minus 18 Grad Celsius häufig unbeheizt anhalten, und insbesondere nach dem Grenzübertritt in das sowjetische Gebiet stand kein Trinkwasser mehr zur Verfügung. Der mitreisende jüdische Arzt Dr. Felsenthal aus Düsseldorf erklärte, etwa 300 der Deportierten seien aufgrund der Kälte und der Strapazen nicht mehr marschfähig. Dennoch mussten die völlig entkräfteten Menschen nach ihrer Ankunft in Minsk noch etwa 40 Minuten zu Fuß bis zum Ghetto zurücklegen.
Im Dezember 1941 waren rund 35.000 jüdische Menschen aus Belarus und dem Deutschen Reich im Minsker Ghetto interniert. Die deutschen Jüdinnen und Juden wurden in einem eigenen, abgetrennten Ghettobereich untergebracht, der unmittelbar an das Hauptghetto angrenzte. Innerhalb dieses Segments erfolgte eine weitere Aufteilung in fünf Gruppen nach Herkunftsregionen: Hamburg, Berlin, Rheinland, Bremen und Wien. Unter katastrophalen Bedingungen lebten die Deportierten weitgehend voneinander isoliert. Etwa 7.300 der aus Deutschland verschleppten Jüdinnen und Juden überlebten zunächst im Minsker Ghetto. Einige von ihnen wurden zur Zwangsarbeit außerhalb des Ghettos eingesetzt – unter anderem für die Wehrmacht, die SS, die Reichsbahn, die Organisation Todt oder private Firmen. In Einzelfällen war auch innerhalb des Ghettos eine Beschäftigung möglich.
Armin Israel lebte neun Monate im Ghetto. Die typischen kleinen Holzhäuser dienten als überfüllte Massenunterkünfte, in denen sich häufig 15 bis 20, manchmal sogar bis zu 30 Personen in einem Raum drängten. Pro Person standen lediglich 1,5 Quadratmeter zur Verfügung – ein Zustand, der die ohnehin unmenschlichen Lebensverhältnisse noch weiter verschärfte. Armin Israel starb am 18. August 1942 in Minsk, wie aus der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer von Yad Vashem hervorgeht.