Gedenkbuch

Bernstein, Henriette

geb. Alexander

Am 2. Februar 1884 kam Henriette Alexander in Düsseldorf zur Welt. Ihr Vater Samuel Alexander stammte aus Ratingen. Ihre Mutter Anna Joseph war 1853 in Hülchrath geboren worden. Ihre Eltern hatten am 11. November 1880 in Düsseldorf geheiratet. Henriette hatte noch sieben Geschwister: Siegmund (1881), Wilhelm (1885-1942), Leo (1887), Frieda (1891), Julius (1892), Arthur (1895) und Selma (1898). Die Familie wohnte seit 1880 in Düsseldorf. Die erste Adresse war das Haus Flinger Straße 70 in der Altstadt. 1892 wohnten sie in der Schadowstraße, drei Jahre später in der Berger Straße.

Im Jahr 1909 heiratete Henriette Alexander den Kaufmann Hermann Bernstein. Ihr Mann war am 15. August 1883 in Galizien zur Welt gekommen. Zum Zeitpunkt der Hochzeit wohnte Henriette in der Kirchfeldstraße 135. Ihr zukünftiger Ehemann hatte seine Wohnung in der Helmholtzstraße 22. Nach ihrer Hochzeit zog das Paar in eine Wohnung in der Lessingstraße 69. Ihr Mann arbeitete als Vertreter. Die damalige Berufsbezeichnung war „Reisender“.

1923 wanderte ihr Bruder Siegmund Alexander mit seiner Frau Henriette in die USA aus. Am 5. Dezember 1924 verstarb ihr Vater Samuel Alexander in Düsseldorf. Ihre Mutter wohnte danach in der Scheurenstraße 7. Ihr Bruder Julius Alexander zog 1925 mit seiner Frau Emma von Düsseldorf nach Koblenz. Im gleichen Jahr zog ihr Bruder Leo Alexander nach Krefeld. Ihre Schwester Frieda lebte mit ihrer Familie bis in die 1930er Jahre in Düsseldorf.

Noch Anfang der 1930er Jahre wohnte Henriette Bernstein mit ihrem Mann in einer Wohnung in der dritten Etage in der Lessingstraße 69. Am 4. Mai 1934 zog sie in die Friedrichstraße 96. Als Folge der Machtübernahme der Nationalsozialisten verließen einige ihrer Geschwister Deutschland. Ihr Bruder Arthur Alexander zog mit seiner Frau Rosita nach Metz und emigrierte von dort später nach Argentinien. Ihr Bruder Julius Alexander zog mit seiner Frau Erna nach Vaals in die Niederlande. Dort bewirtschafteten sie das Hotel Bellevue. In Düsseldorf wohnte noch ihr Bruder Wilhelm Alexander mit seiner Frau in einer Wohnung in der Immermannstraße 2a.

Ihr Mann wurde – das Datum ist leider nicht bekannt – in die Heil- und Pflegeanstalt Grafenberg eingewiesen. Möglicherweise war dies Anfang 1934 und würde Henriette Bernsteins Umzug erklären. Am 5. April 1936 verstarb ihr Ehemann in der Heil- und Pflegeanstalt Grafenberg. Eine Todesursache wurde auf seinem Totenschein nicht vermerkt.

Im Rahmen der sogenannten Polenaktion wurden ihre Schwestern Frieda Feiler und Selma Herschkowitz mit ihren Familien verhaftet. Sie wurden an die deutsch-polnische Grenze nach Zbaszyn (Bentschen) deportiert. Die Ehemänner der zwei Schwestern hatten die polnische Staatsbürgerschaft besessen. Wenige Tage später ereignete sich in Düsseldorf die sogenannte Pogromnacht. In Polen erfuhren ihre Schwestern davon. Ihre Schwester Frieda schrieb aus Warschau am 12. November 1938 an ihren Sohn Rolf in Palästina: „…erhielten wir auch einen Brief von Rosita, man muss in Düsseldorf so sehr gewütet haben, Oma und Liebermensch, Jettchen alle sollen geflüchtet sein, die ganzen Wohnungen sollen demoliert sein, man hat keine Worte dafür.“ Mit Jettchen war Henriette Bernstein gemeint, deren Wohnung wohl auch betroffen war. Die Polenaktion und die Ereignisse des Pogroms bewogen ihre Mutter Anna Alexander aus Düsseldorf am 7. Februar 1939 nach Vaals zu ihrem Bruder Julius Alexander in die Niederlande zu ziehen. Ihr Bruder Wilhelm Alexander musste am 5. Juli 1941 in die Derendorfer Straße 47 umziehen. Das Haus wurde zu dieser Zeit fast ausschließlich von jüdischen Familien bewohnt. Henriette Bernstein konnte weiter in ihrer Zweizimmerwohnung in der Friedrichstraße 96 bleiben.

Am 10. November 1941 wurde die verwitwete Henriette Bernstein ins Ghetto Minsk deportiert. Auch ihr Bruder Wilhelm Alexander war mit seiner Frau in diesem Deportationstransport. Alle drei haben nicht überlebt.

Autorin: Hildegard Jakobs, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf